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Montag, 15. Juni 2015

Besprochen: JAMIE XX - "IN COLOUR"

 Wie wohl fast nicht anders zu erwarten, gelingt Jamie xx mit seinem Solodebüt ein großartiges, komplexes und vielschichtiges Werk zwischen Indiepop und Electronica - und erschafft damit einen der musikalischen Höhepunkte des bisherigen Jahres.

Die britische Band The xx könnte man ja durchaus kennen. Oder drücken wir uns unmissverständlicher aus: man sollte, ja müsste sie gar kennen - eben allein schon deshalb, weil sie ohne Übertreibung als einer der besten Bands der letzten 15 Jahre anzusehen sind. Nach außen hin kennt man sie vor allem durch ihre Stimmen: Romy Madley Croft und Oliver Sim. Doch hinter all dem hockt und über allem thront Jamie Smith alias Jamie xx, der Soundtüftler der Band, der auch gleichzeitig als deren Produzent fungiert. Und dieser ist ja schon früh abseits seiner Band musikalisch äußerst überzeugend aktiv geworden. So schuf er 2011 aus Gil Scott-Heron's spätem Meisterwerk "I'm New Here" unter dem Titel "We're New Here" seine ganz eigene Vision - die dem Original in kaum etwas nach stand und für die eine Bezeichnung wie "Remix-Album" viel zu kurz gegriffen wäre. Zudem verwendeten Drake und Rihanna ein Stück von eben dieser Platte als Grundlage für ihr 2012er Duett "Take Care", welches Jamie xx auch produzierte. Und auch für Alicia Keys ("When It's All Over") war er als Produzent tätig. Neben einer handvoll Solo-Singles wurde es dann im Grunde auch allmählich fast Zeit, dass der junge Mann sein erstes Soloalbum nachlegt - was er nun mit "In Colour" in die Tat umsetzt. Und was einen hier erwartet, konnte man schon an den bisherigen Arbeiten von Jamie xx ablesen - denn so vielseitig wie selbige, fällt auch sein erstes Soloalbum aus. Es zeigt sich als zum einen durchaus komplexes, verschachteltes und ideenreiches, aber zum anderen auch als warmes, fließendes und atmosphärisches Werk, das alle Facetten seines musikalischen Schaffens durchstreift. Zum einen sind da die Stücke, welche von Gastsängern begleitet werden - und dabei fraglos Hitpotential bergen können. Am prominentesten ist da wohl die grandiose Single "Loud Places", die von The xx-Sängerin Romy Madely Croft begleitet wird - und zudem mit einem prägnanten Sample aus Idris Muhammad's "Could Heaven Ever Be Like This" spielt. Und dabei dann am Ende im Grunde fast wie ein Song seiner Band anmutet. 


 
Ähnliches gilt auch für das fantastische "Stranger in a Room" (♪♫♪), welches der Gesang seines anderen Bandkollegen Oliver Sim prägt - und mit hin getupften Synthesizern, schwerelos im Raum hängenden Gitarren und einer getragen-melancholischen Atmosphäre zu einem Meisterstück mutiert, dass den ureigenen Sound ihrer Band besitzt. Das geradezu hypnotiserende und gänzlich wunderbare "SeeSaw" (♪♫♪) setzt sich aus asymmetrischen, triphop-artigen Beats und sphärisch-schwebenden Synthesizern zusammen, durch die Romy Madely Croft's Stimme (die hier zum zweiten Mal aushilft) wie aus weiter Ferne zu uns herüber hallt. Und besonders deutlich sticht wohl "I Know There's Gonna Be (Good Times)" (♪♫♪) heraus, bei dem Young Thug und Popcaan mit den Vocals aushelfen - und als warmer, relaxt mit die Hüften kreisender Dancehall-Ohrwurm aus der Rolle fällt.
Eine weitere Facette seines Schaffens sind dann die Instrumental-Stücke, von denen man etwa  den rhythmischen und später von sirenenartigen Synthesizern durchwehten Opener "Gosh" (♪♫♪) oder das verträumte und von wunderbaren Steeldrum-Sounds dominierte "Obvs" (♪♫♪) hervorheben könnte. Aber dann gibt es da auch noch die anderen instrumentalen Solostücke, die deutlich von diversen Samples durchdrungen sind. Hervorragend etwa das verschachtelte und dennoch getragene "Sleep Sound" (♪♫♪), welches sich an Auszügen von Alicia Keys, der 50er-Jahre-Band The Four Freshman oder der jungen britischen Indiepop-Band Vondelpark bedient. Und die famose Single "Girl" ist wahrlich so etwas wie ein kunstvoll zusammen genähter Flickenteppich aus diversen Samples - die sich von den 80's-Synthpopern Freeez oder dem schwedischen Elektropop-Duo Studio, über den Beach-Boy Brian Wilson oder die deutsch-norwegische Indieband The Whitest Boy Alive und bis hin zur britischen TV-Serie "Top Boy" erstrecken.



War schon sein vorheriger Quasi-Soloausflug mit Gil Scott-Heron und "We're New Here" eine ganz hervorragende Angelegenheit, so kann er dies nun aber mit seinem richtigen Solodebüt noch locker übertrumpfen. "In Colour" mag in gewisser Hinsicht zwar vielleicht wie bunt zusammen gewürfelt anmuten - was dann aber allerdings umso besser zu Albumtitel und Artwork passt. Und in seiner Gesamtheit betrachtet, ergeben dann auch all die vielen Klangfarben, Elemente und Stile einen Sinn. Weil sie nämlich vor allem eines ergeben: ein herausragendes Album, das - in meinen Ohren - einen der bisherigen musikalischen Höhepunkte des Jahres markiert. 





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