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Mittwoch, 18. September 2013

Besprochen: MGMT - "MGMT"

Am Anfang herrschte die Ratlosigkeit mit aller Macht, doch am Ende siegte die Kunst: das 3. Album von MGMT erweist sich nicht nur als Grower, sondern schnell auch als ein kleines, psychedelisches Meisterwerk!

Man kann bzw. sollte sogar Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser von MGMT, als DAS dynamische Duo des modernen Indiepop begreifen. Denn was die beiden Herren aus New York seit den vergangenen Jahren künstlerisch so veranstalten, spielt seit eh und je in einer ganz eigenen Liga. So konnten die beiden Herren mit ihrer Kunst nicht nur hartgesottene Musikliebhaber und weltweite Kritiker restlos überzeugen, ja sogar zu Lobhmynen und Begeisterungsstürmen verleiten, sondern auch den Mainstream für sich einnehmen - was sie einst mit "Time To Pretend" und vor allem "Kids" eindrucksvoll unter Beweis stellten. Diese beiden Hits stammten aus ihrem Debüt "Oracular Spectacular" aus dem Jahr 2008, dass zurecht hoch gelobt wurde. Und mit ihrem 2010er Zweitwerk "Congratulations" konnten sie diese künstlerische Leistung dann sogar noch toppen - und machten zudem ihre in Wirklichkeit eher unkommerziellen Interessen deutlich. Ein wenig genervt von der Tatsache, dass viele Leute sich nur mit den Hitsingles, aber nicht mit dem Album als Gesamtwerk beschäftigten, gaben die beiden schon im Vorfeld zu verstehen, dass es auf ihrem zweiten Album keinen Hit á la "Kids" geben werde - und man zudem keine Singles veröffentlicht, damit das Album von dem Hörer als eben das Gesamtwerk betrachtet würde, als welches es von ihnen erdacht war. Doch auch MGMT können wohl nicht aus ihrer Haut - denn hörte man das Album nur ein paar Mal, wurde schnell klar: es war in Wirklichkeit voll von Hits! Seitdem ist es etwas ruhiger geworden, und weitere 3 Jahre zogen ins Land - doch nun ist es endlich soweit, und MGMT legen uns ihr mit Spannung erwartetes drittes Album vor, dass sie schlicht und ergreifend nach sich selbst "MGMT" benannten. Und schon nach dem erstmaligen Genuss des neuen Albums wird einem klar, dass ihnen hier das gelungen ist, was sie eigentlich für ihr letztes Album geplant hatten: denn wirkliche Hits sucht man hier vergeblich! Sicherlich gibt es ein paar Hingucker, die dem nahe kommen. So etwa das durchweg großartige, von Kindergesang eingeleitete, und in den schönsten Psychedelic-Farben gemalte "Alien Days" (♪♫♪), welches bereits Anfang des Jahres als erste Single erschien - im Format der Musikkassette!!! In einer besseren Welt hätte es auch ein Hit werden können. Und auch die zweite vorab veröffentlichte Single "Your Life Is a Lie" - ein etwas "rotziger" veranlagter, aber dennoch höchst melodischer Indie-Pop-Ohrwurm - entwickelt mit jedem Hören mitreißendere Wirkungen.


MGMT - Your Life Is A Lie on MUZU.TV.

Aber dennoch hinterlässt einen der erste Durchlauf ein wenig verwirrt und unentschlossen. Findet man das hier nun deshalb gut, weil man es einfach gut finden will, oder weil es wirklich gut ist? Nun, bei vielen wird sich diese Frage mit Sicherheit erst nach einigen Hördurchläufen geklärt haben. Denn einfach macht es uns die Band hier wirklich nicht - doch gerade dies ist es, was schon von Anfang an eine Art unbestimmten Reiz ausmacht. Man weiß, dass man hier ohne Frage etwas besonderes in den Händen hält...nur direkt mit dem Finger darauf zeigen, das kann man irgendwie doch noch nicht. Das besondere an "MGMT" ist eben: man hört der neuen Platte in jedem Moment deutlich an, dass es ihnen niemals an Kreativität oder Inspiration mangelte. Sie hätten auch Welthits schreiben können, wenn sie das gewollt hätten. Doch das ist nicht ihr Ziel - und allein dafür gebührt dem Duo eine Menge Respekt. Man muss sich schon hinein hören, in diesen psychedelischen und verwinkelten, in seiner Grundstimmung etwas mehr zum düsteren neigenden Song-Zyklus, der aber mit jedem Mal mehr von seinem schillernden Innenleben preisgibt. Die leicht abgedunkelte und psychedelisch brodelnde neue Single "Cool Song No.2" (♪♫♪) mausert sich beständig zu einem der ohrwurmigsten Anti-Hit des Jahres, und "Mystery Desease" (♪♫♪) entpuppt sich letztendlich als ein schwebendes und atmosphärisch dichtes Indie-Pop-Highlight mit Tiefenwirkung, das von schwerfälligen, triphopigen Beats untermalt wird. "A Good Sadness" (♪♫♪) bietet uns hingegen einen psychedelisches, soft düsteres und elektronisch unterwandertes Sound-Universum, durch welches der nahezu hynpotische Gesang von Sänger Andrew VanWyngarden schwebt. Und "A Plenty Girls In The Sea" (♪♫♪) beginnt mit imaginären Jacko-Beats, ermächtigt sich dann bald einer Art verwunschenen Beatles-Atmosphäre, und ergibt letztendlich einen herrlich bedrogten, vom Geist der 60er Jahre erfüllten Indie-Pop-Hingucker.

Und so haben MGMT wieder mal hervorragende Arbeit geleistet - nur ist es beim neuen Album so schwer wie noch nie, tatsächlich auch dahinter zu kommen. So ist es durchaus möglich, dass es sich zu einem der umstritteneren Alben seines Jahrganges entwickelt - Lob und Ratlosigkeit scheinen sich schon jetzt die Waage zu halten. Aus meiner Sicht ist "MGMT" allerdings wieder mal ein großartiges Album - auch wenn durchaus viele Hördurchläufe nötig waren, um schlussendlich bis zu diesem Punkt zu gelangen. Und gerade dies soll dem vielleicht noch unentschlossenen Hörer etwas Mut machen: die anfängliche Ratlosigkeit weicht schon bald immer mehr einem psychedelischen Indie-Pop-Trip, den man nicht einfach hören, sondern ganz und gar erleben muss. Bis sich dann irgendwann aus all dem ein kleines Meisterwerk heraus schält.



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