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Donnerstag, 19. September 2013

Besprochen: ARCTIC MONKEYS - "AM"

Nachdem die Band auf ihrem letzten Album fast schon von sich selbst gelangweilt schien, finden die Arctic Monkeys auf ihrem neuesten Werk endlich wieder zu ihren alten Stärken zurück!

Es war einmal die sogenannte "England-Welle", wie sie seinerzeit gerne genannt wurde. Musikliebhaber werden diese kurze, aber äußerst fruchtbare Phase in der jüngeren Musikgeschichte noch gut in Erinnerung haben, in dem junge britische Bands plötzlich wieder so voller Elan, Inspiration und Dynamik zu Werke gingen, dass man schon fast glauben wollte, dass da irgendetwas im Trinkwasser sein musste. Gerne werden die betreffenden Bands auch als die "Class of 2005" bezeichnet - wobei es sich nicht allein auf dieses eine Jahr beschränkte. Denn die erste heftige Woge kam schon 2004 mit ordentlich Wucht herüber geschwappt, als Franz Ferdinand ihr zurecht umfeiertes Debüt vorlegten - und quasi den ersten Vorboten dessen darstellten, was da noch kommen sollte. Denn die massivste Flut folgte in der Tat im Jahr 2005, als nahezu im Takt von wenigen Wochen hervorragende Debütalben junger Bands das Licht der Welt erblickten: Bloc Party legten ihr Debüt vor, Pete Doherty erlebte ein grandiose künstlerische Wiedergeburt mit seinen Babyshambles, und auch Maximo Park, The Dead 60s, die Editors, Art Brut oder die Kaiser Chiefs mischten kräftig mit. Doch eine junge Band sollte noch kommen - denn im Jahr 2006 erschienen die einst pickeligen Milchgesichter von den Arctic Monkeys auf der Bildfläche, und stellten mit ihrem Debüt "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" fast alles in den Schatten, was im Jahr zuvor passiert war. Die Musikwelt stand Kopf in Anbetracht der Genialität, der songschreiberischen Raffinesse und dem jugendlichen Sturm und Drang dieses Meisterwerks. 
Nach und nach sollten sich aber viele der einstigen Hoffnungsträger zunehmend in die Bedeutungslosigkeit verabschieden - bei manchen ging das recht schnell, verkamen doch etwa die Kaiser Chiefs schon auf Album No.2 zur Freibier-Kombo. Bei anderen dauerte es etwas länger, scheiterten Franz Ferdinand und Maximo Park doch erst an ihren jeweils 3. Alben. Die Arctic Monkeys nahmen aber auch diese Hürde mit Leichtigkeit, und standen als eine der wenigen da, die von der einstigen Hype-Welle noch übrig waren. Noch! Denn ihr 4. und bislang letztes Album "Suck It And See" (2011) sollte ihr erstes wahrhaft schwieriges Album werden. Nicht das es schlecht gewesen wäre - aber trotz aller Qualitäten, die ohne Frage auch dieses Album besaß, wurde man dennoch den faden Beigeschmack nicht los. Irgendwie klang die Band hier streckenweise eher fad, ideenlos und uninspiriert. Es wirkte beinah so, als wäre die Band von sich selbst gelangweilt. Doch lange ließ die Band das nicht auf sich sitzen - denn schon im Februar letzten Jahres erschien mit "R U Mine" die erste Single des nun erscheinenden fünften Albums "AM" (die ursprünglich aber als Stand-Alone-Single gedacht war, dann aber doch in den Kontext des Albums übernommen wurde). Und das sollte wieder ein Kracher werden. Ein dynamischer Indie-Rock-Ohrfänger, der beinah die Energie ihrer ersten beiden Alben reanimieren konnte, und ein deutliches Zeichen setzte: man sollte die Jungs nicht vorzeitig abschreiben!

Arctic Monkeys - R U Mine? from blcktrcl on Vimeo.


Bis zum nächsten offiziellen musikalischen Lebenszeichen dauerte es dann zwar noch ein wenig, aber in diesem Sommer war es dann soweit, und die eigentliche Vorab-Single "Do I Wanna Know?" (♪♫♪) erschien - und auch dieser Song konnte durchweg überzeugen, auch wenn er nicht mit einer so mitreißenden Energie protzt, wie sein direkter Vorgänger. Ein Hit ist es aber dennoch. Und nun schieben die Jungs auch ihr 5. Studioalbum "AM" hinterher, von dem man ganz klar schon vorweg sagen muss: endlich ist es wieder ein WIRKLICH gutes Album geworden! Die Arctic Monkeys scheinen wieder ganz bei sich zu sein - was aber nicht bedeuten soll, dass sie eine Neufassung ihres Debüts aufgenommen haben. Wer das erwartet muss enttäuscht werden - oder eben auch nicht, denn wäre es nicht ein bisschen armselig, die eigenen Erfolge einfach nur zu kopieren? Doch ein schwächelndes Album hin oder her: mit Frontmann Alex Turner hat die Band wohl einen der besten und talentiertesten Songwriter, die die jüngere britische Musikgeschichte hervor gebracht hat. Und das zeigt er hier auch endlich wieder zu Genüge. So etwa mit dem atmosphärischen, leicht melancholisch-psychedelisch gefärbten  Indie-Popper "One For The Road" (♪♫♪), "Arabella" (♪♫♪) gibt einen sehr feinen, melodischen, und zudem äußerst dynamisch zu Werke gehenden Ohrwurm ab, und mit "Party Anthem No.1" (♪♫♪) ergehen sie sich entgegen der Aussage des Titels an keiner Party-Nummer, sondern an einer schwelgerischen Ballade, die ein wenig an die besseren Momente ihrer letzten Platte erinnert. Mittels "Fireside" (♪♫♪) beglücken sie uns mit einer warmen, melodischen, und dennoch nachdenklichen Psychedelic-Pop-Perle, die auch wunderbar auf ihr 3. Album "Humbug" gepasst hätte - eines der klaren Highlights der neuen Platte! Die neue Single "Why'd You Only Call Me When You're High?" (♪♫♪) trifft erneut als fabelhafter Indie-Pop-Ohrwurm direkt ins Schwarze, das genüsslich in die Beine gehende "Snap Out Of It" (♪♫♪) steht dem auch in kaum etwas nach, und "I Wanna Be Yours" (♪♫♪) gräbt sich als schwebende und erhabene Ballade auf Anhieb ins Langzeitgedächtnis. 

So machen die Arctic Monkeys deutlich klar, dass sie ihr Pulver noch längst nicht verschossen haben - und es passt ganz in den Geist der Zeit: Dank guter bis hervorragender neuer Platten von den Babyshambles, Franz Ferdinand oder Bloc Party, scheint die einstige "Class of 2005" gerade einen zweiten Frühling zu erleben. Und die Arctic Monkeys sind an vorderster Front mit dabei. 




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