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Montag, 4. Juli 2011

Besprochen: KAISER CHIEFS - "THE FUTURE IS A MEDIEVAL"

Mit ihrem 4. Album hat die britische Band wieder den richtigen Kurs eingeschlagen - nur das Gas geben fällt ihnen noch etwas schwer.

Das die Kaiser Chiefs seit ihrem 2005er Debüt "Employment" an akuter Einfallslosigkeit litten, sollte allseits bekannt sein. Denn schon "Ruby", erste Single zum zweiten Album, offenbarte als fürchterlicher Freibierzelt-Schunkler den qualitativen Abwärts-Trend. Welchen sie dann beständig bis in die fast völlige Belanglosigkeit ausbauten. Mit ihrem neuen und vierten Album "The Future Is A Medieval", hatten sie aber in puncto Veröffentlichungsstrategie schonmal eine wirklich hübsche Idee: Auf ihrer Website www.kaiserchiefs.co.uk hatte der Fan die Gelegenheit, sich sein eigenes und individuelles KC-Album zu kreieren. Aus 20 zur Verfügung gestellten Songs konnte sich der Hörer die Hälfte aussuchen und sie in beliebiger Reihenfolge und mit eigenem Artwork kompilieren. Und ein weiterer Clou: Kaufte etwa ein Fan die Version eines anderen, bekam dieser £1 pro Download von der Band zurück - und konnte so mit Glück sogar Geld verdienen. Das die Kaiser Chiefs selbiges damit auch taten, steht feilich außer Frage. Aber: Ein offizielles Album mit von der Band ausgewählten 13 Songs gibt es nun dennoch, was die vorangegangene Strategie irgendwie ad absurdum führt. Oder sich eben als berechnende Marktanalyse im Vorfeld outet. Aber ohne ein offizielles Album gehts dann halt wohl auch nicht. Also wie ist es musikalisch bestellt um "The Future Is A Medieval"? Zum Anfang überrascht es schonmal ein wenig. Die erste Single und Opener "Little Shocks" (♪♫♪) kommt recht ernst und mit heulenden und schwurbelnden Gitarren des Weges, was man den Chiefs so nicht zugetraut hätte. Ein Hit ist sicherlich etwas anderes, aber für den Anfang schon mal ein gelungener Einstieg. So wahnsinnig revolutionärer wird es danach aber auch nicht allzu oft. "Things Change" (♪♫♪) kommt zwar gar nicht mal so schlecht, klingt aber unterm Strich doch ein wenig wie Depeche Mode auf komischen (aber nicht unbedingt schlechten) Drogen. "Starts With Nothing" (♪♫♪) liefert mit fast schon psychedelischen Gitarrenwänden die richtigen Ansätze, geht den Weg aber leider nicht konsequent genug zu ende, um einen wirklich einprägsamen Song abzugeben. "When All Is Quiet" (♪♫♪) macht es da mit leichten 60s-Anleihen schon spannender, bleibt aber ein für die Chiefs zwar respektabler, aber einfacher Singalong. Einer der herausstechendsten Momente ist vielleicht "Man On Mars" (♪♫♪), welches zwar keinen Hit darstellt, der einem praktisch ins Gesicht springt, sondern sich viel besser mit einer feinen Melodie und gelungener Produktion, langsam ins Hinterstübchen schleicht. "Heard It Break" (♪♫♪) kommt mit niedlichen Synthies daher, und "Out Of Focus" (♪♫♪) macht als solider Synthierock eine adäquate Figur, während die fast an die Beatles gemahnende, auf Akustikgitarre und Streicher beschränkte Ballade "If You Will Have Me" (♪♫♪), das Album mit einem Highlight abschließt. Sie haben hier nichts wirklich schlecht gemacht und experimentieren mehr mit in die richtigen Richtungen. Aber die zündenden Songs wollen ihnen leider nicht so recht aus den Ärmeln purzeln. Zwar mag man sich unter Kenntnis der restlichen zur Verfügung stehenden Songs fragen, warum es das hübsch energiegeladene "Problem Solved" (♪♫♪), oder das sachte psychedelische "I Dare You" (♪♫♪) nicht auf das Album geschafft haben - aber im großen und ganzen lässt sich darunter sonst auch nicht viel aufregenderes Material finden. Das neue Album ist quasi ein kleiner Silberstreifen am Horizont: Die Kaiser Chiefs haben wieder einen guten Kurs eingeschlagen - jetzt müssen sie nur noch Gas geben. Vielleicht kommt beim nächsten Mal ja die richtige Überraschung und sie kredenzen uns wieder ein wirklich gelungenes Album. Ein solches ist "The Future Is A Medieval" zwar nicht geworden, aber man sollte die Hoffnung vielleicht doch noch nicht aufgeben.


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