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Mittwoch, 20. Juli 2011

Besprochen: SON LUX - "WE ARE RISING"

Auf seinem neuen Album hat Son Lux eine Art strahlendes Zwitterwesen aus Sufjan Stevens und Björk erschaffen. Oder mit anderen Worten: Die vielleicht schönste Art-Pop-Platte des Jahres.

An dem, was man auf "We Are Rising", dem zweiten Album des findigen US-Popkünstler Son Lux (alias Ryan Lott) so hört,werden sich mit Sicherheit die Geister scheiden. Für die einen, die musikalische Höhepunkte vornehmlich im Flachland des Formatradios suchen, wird dies womöglich als ein verstiegener und schrulliger musikalischer Hirnfick anmuten.
Wer sich zu eben dieser Kategorie zählt, der kann hier an dieser Stelle getrost aussteigen. Wer jedoch ein offenes Ohr für experimentellen Seelenstriptease hat, und auch die Schönheit im Abstrakten findet, für den eröffnet sich vielleicht ein Meisterwerk moderner Pop-Kunst. Doch wie kann man in Worte fassen, was der junge Mann hier so alles treibt? Vor dem inneren Auge (oder Ohr?) scheint es fast so, als würden hier Sufjan Stevens und Björk eine organisch-synthetische Verbindung eingehen, und uns allerlei wunderliche und wunderschöne Sounds und Elemente nur so um die Ohren wirbeln, bis uns ganz schwindelig wird vor Glück. So können sich mal aus unverschämt abstrakten Klanggebilden, kunstvoll ausgearbeitete Gänsehaut-Hymnen erheben, und im nächsten Moment kann songgewordener Sternenstaub in ungeraden und gegenläufigen Rhythmen verwehen. Wenn man dann noch weiß, das er diese 9 Song-Kunstwerke innerhalb von nur 28 Tagen kreierte, kann einem ganz schwummerig werden. Denn "We Are Rising" ist das Resultat seines Beitrags zur RPM-Challenge, zu dem ein lokales Musikmagazin alljährlich Musiker einlädt. Und die Regeln schrieben vor, innerhalb des Februars 10 Songs oder 35 Minuten eigens komponierter Musik einzuspielen. Das dabei allerdings ein solch beseeltes Stück Art-Pop herauskommen würde, hätte wohl der Künstler selbst nicht geahnt. Was sich einem hier an glanzvollen und prächtigen Perlen ergießt, macht es einem schwer, nicht zu staunen. So offenbart schon der Opener "Flickers" (♪♫♪) in welche Richtung diese Reise führt, wo sich ein entrücktes und intimes Singer/Songwriter-Juwel in einem strahlenden und elektroakustischen Klangkosmos verliert. "All The Right Things" (♪♫♪) vereint folkpopige Grundierung mit schleppenden Elektrobeats, schillernden Synthies und fabelhaft eingewobenen Bläsern und Flöten. In der großartigen Art-Pop-Hymne "Rising" (♪♫♪) hören wir filigranes Glockenspiel, zärtliche Streicher, verspielte Flöten und sich weit in den Himmel schraubende Synthesizer - ehe das ganze am Ende genial von einem gegenläufigen Rhythmus sabotiert wird. In "Claws" liefern sich melancholisches Pianospiel, stampfende Beats, surrende Synthies und verstörende Klangspielereien, einen fantastischen und erstaunlich homogenen Schlagabtausch. Und das hymnische "Let Go" entsteigt einem fast hypnotischen Soundgewand aus federleichten Klarinetten, Breakbeats und Synthesizern.
Im Grunde könnte man Stunde um Stunde und Zeile um Zeile füllen, um all die Eindrücke zu umschreiben, die im Verlaufe dieser nur 35 Minuten auf einen nieder prasseln. Und doch hätte man noch nicht annähernd die Wirkung eingefangen, die dieses Stück moderner Popkunst entfaltet. Man muss es einfach selbst erleben. Das die wenigsten dort draußen dieser Aufforderung Folge leisten werden, versteht sich leider von selbst. Der wahrscheinlich kleine, überschaubare Rest hingegen, kann hier ein fabelhaftes, feierliches und zugleich fragiles Wunderwerk entdecken, dass einen fesselt und so schnell nicht mehr loslässt.




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