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Mittwoch, 6. Mai 2015

Besprochen: MUMFORD & SONS - "WILDER MIND"

Mumford & Sons sind mit ihrem dritten Album zurück - auf dem sie sich ganz dem pompösen Stadionrock in die Arme werfen. Denn die Zeiten des rastlosen Folk-Rock sind für die Band auf "Wilder Mind" vorbei. Die Zeiten der guten Musik aber leider auch.

Die grobe Thematik der künstlerischen Weiterentwicklung, ist wahrlich und bekanntlich keine allzu leichte. Der eine Konsument und Kritiker fordert sie immerfort und unermüdlich - und freut sich, wann immer er ihr begegnet. Der andere hingegen wünscht sich eher Beständigkeit und will das der Künstler sich selbst treu bleibt. Doch eine noch viel größere Problematik ist die, eine Weiterentwicklung richtig einzuordnen. Denn: manch einer wünscht sich einfach nur eine WIRKLICHE Weiterentwicklung. Doch gerade da wird es heikel: in der Einordnung dessen, was man in diesem Kontext unter "wirklich" zu verstehen hat. Um einen pophistorischen Vergleich anzustrengen, der mir persönlich immer recht locker von der Zunge geht: als sich Radiohead von Garage-, über Prog- und bis hin zu elektronisch-jazzig unterfütterten Art-Rock bewegten, konnte man dies zweifellos eine Weiterentwicklung nennen. Weil die Band sich zunehmend von gängigen Songstrukturen löste und mit weniger massentauglichen, aber dennoch künstlerisch durchdachten Klängen experimentierte. Oder eben das umgekehrte Beispiel: als ein David Bowie von Post-Punk, Glam- und Art-Rock plötzlich in den 80ern zu uninspiriertem Radio-Pop überging, konnte man dies alles mögliche nennen - nur mit Sicherheit nicht Weiterentwicklung. Und doch wird von vielen Menschen einem Musiker selbiges zugesprochen, wann immer er sich von einem angestammten musikalischen Stil löst. Manchmal mag das auch zutreffen - oft genug aber auch wiederum nicht. Und so werden es nun wohl vor allem auch einige eingefleischte Fans der britischen Band Mumford & Sons sein, die von einer Weiterentwicklung schwadronieren werden. Denn kannte man diese bisher immer als wahrlich talentierte Folk-Band, hat sich auf ihrem 3. Album "Wilder Mind" der Wind kräftig gedreht. Hatte man ihnen auf ihren vorangegangenen Alben noch überschwänglich dafür danken wollen, dass sie dem Radiohörer hervorragende zeitgenössische Folk-Musik näher brachten, ist davon nun gar nichts mehr übrig. So scheint die Band in eben dieselbe Falle getappt zu sein, in die schon so viele vor ihnen traten: sie haben sich dem Mainstream angebiedert...so hart das nun auch klingen mag. Denn wo vorher so wunderbare Folk-Perlen wie "Little Lion Man", "Babel" & Co. waren, da findet man nun plötzlich pathetischen Stadionrock. Davon bekam man schon vor einigen Wochen mit der ersten Single "Believe" einen Vorgeschmack. 



Dabei ist der Song genau genommen gar nicht mal unbedingt schlecht oder misslungen. Im Grunde liefern sie keine üble Komposition ab und auch die Melodie hat seine Reize - was im übrigen auch für die zweite Vorab-Single "The Wolf" (♪♫♪) gilt. Doch hört man richtig hin, dann wird einem schnell klar, wo hier der Haken ist: mit dem deutlichen Soundwechsel scheint die Band all das verloren zu haben, was sie und ihre künstlerische Identität bisher ausgemacht hat. Sie mögen zwar beileibe nicht die einzige Folkband gewesen sein, aber doch konnte sich die Band von den vielen, vielen Stadion-Rockern unserer Zeit abheben, die unermüdlich die Radios mit ihren immergleichen musikalischen Ergüssen verstopfen. Eine Band wie die Mumford & Sons gehörten bislang zu eben jenen, die dort einen frischen, inspirierten und fast unverwechselbaren Kontrast hinein brachten. Doch nun gehen sie mit "Wilder Mind" in einer Atmosphäre des Gleichklangs unter, der sie stilistisch in keiner Weise mehr von den ganzen Coldplay-Klonen zu unterscheiden vermag. Dieser Trend setzt sich nämlich auch auf den restlichen Stücken der neuen Platte fort. Der Titelsong "Wilder Mind" (♪♫♪) könnte dabei vielleicht noch als gemächliches Liedchen mit einer recht hübschen Melodie durchgehen - doch spätestens die kitschigen U2-Gitarren lassen den Song endgültig verrecken. "Broad-Shouldered Beasts" (♪♫♪) ist wohl der einzige auffindbare Moment, der immerhin ein wenig von der Atmosphäre der letzten beiden Alben reanimieren kann - aber deren songschreiberisches Niveau dennoch nicht erreicht. Und die jüngste Single "Tompkin Square Park" (♪♫♪) kann sich im Albumkontext auch noch ein wenig hervor heben - kann es doch mit einer recht feinen Melodie glänzen....wenngleich das Endresultat so oder so ähnlich auch von Coldplay & Co. stammen könnte. Und der ziemlich gesamte Rest des Albums ergeht sich unterdessen in ähnlich gepflegter Langeweile.

Zwar mögen Mumford & Sons streng genommen noch weit davon entfernt sein, wahrhaft miese Musik zu fabrizieren. Aber dem leidenschaftlichen Jubel über ihre letzten beiden Alben, folgt nun auf "Wilder Mind" die bittere Ernüchterung. Der rastlose Geist und die inspirierende Energie ihrer vorangegangenen Werke scheinen hier vollkommen verschwunden zu sein. Zu hören gibt es stattdessen eine eigentlich talentierte Band, die es sich nun aber in ziemlich gesichtslosem und uninspiriertem Stadionrock gemütlich macht - und damit ihr drittes Album leider komplett gegen die Wand fährt.




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