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Mittwoch, 15. Mai 2013

Besprochen: DAFT PUNK - "RANDOM ACCESS MEMORIES"

Nachdem uns Daft Punk auf ihren bisherigen Werken die Zukunft,  sowie die daraus resultierende Gegenwart des Disco kreierten, führen sie uns nun zu dessen Ursprüngen zurück - und zwar auf so berauschend inspirierte Art und Weise, dass einem ganz schwindelig werden kann.

Daft Punk, das französische Elektro-Duo um Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo, ist aus der elektronischen Tanzmusik seit mehr als 15 Jahren nicht  mehr weg zu denken. Drum werfen wir zu Anfang dieser Rezension einen kurzen und hastigen Blick zurück: 1997 erschien ihr Debütalbum "Homework", mit dem sie eine Art Disco-Musik der Zukunft kreierten. Mit ihrem 2001er Zweitwerk "Discovery" paarten sie ihren ureigenen Style mit einem deutlichen Plus an Pop-Appeal, während allerdings ihr drittes und bislang letztes reguläres Studioalbum "Human After All" (2005) ein wenig zu verkrampft wirkte in dem Versuch, den kreativen und innovativen Ideen seiner Vorgänger etwas wirkungsvolles entgegen zu setzen. Ganze 8 Jahre hat es seitdem gedauert, bis endlich das neue und 4. Studioalbum des französischen Elektro-Duos erscheinen sollte - aber nun haben sie "Random Access Memories" endlich auf die Welt los gelassen. Zwar erschien erst in junger Vergangenheit ihr Soundtrack zum Film "Tron: Legacy", welcher jedoch ein mehrheitlich orchestrales Stück Langeweile wurde - aber spannende Elektro-Klänge hätte man bei dem Soundtrack zu einem Disney-Film wohl kaum erwarten können. 
Das nun endlich ein neues Album des Duos in den Startlöchern stand, sollte in den letzten Wochen und Monaten sicher an niemandem mehr vorüber gegangen sein. Denn es hat wohl lange keine Plattenfirma mehr ein solch gewaltiges Promotion-Gebilde finanziert, wie dies bei der neuen Platte der Franzosen der Fall war. So wurden etwa verschiedene Clips produziert, in denen die diversen Gäste der neuen Platte zu Wort kamen, und von ihren Eindrücken und Meinungen über die Zusammenarbeit mit Daft Punk ndeten. Jede neue Information darüber schien auf ein breites Medien- und Internet-Echo zu stoßen, was zusätzlich durch die erste Vorabsingle genährt wurde: "Get Lucky" stieß überwiegend auf erwartbare wie verständliche Begeisterung - so ist ihnen hier ein extrem catchy und durchweg genialer Disco-Hit mit Pharrell Williams und Nile Rodgers entsprungen, der nicht ohne Grund von verschiedenen Seiten schon zum Sommerhit 2013 ausgerufen wurde. In diversen Ländern auf dem ganzen Globus schoss er an die Spitze der Charts, und auch in Deutschland platzierte er sich auf Anhieb in den Top 10. Und siehe da: durch die längere Albumversion gewinnt die Nummer nochmal zusätzlich.


Und trotz all seiner herausragenden und zweifellos großen Qualitäten, fällt bei dem neuen Song eines doch durchaus sehr deutlich auf: er klingt wie ein Disco-Song aus eben jener Zeit, als Disco noch nicht mit elektronischen, sondern mit handgemachten Mitteln erzeugt wurde. Manch einer mag sich dabei fragen, wo die ausufernd elektronischen Innovationen der früheren Tage, die wummernden House-Beats, oder die eindringlichen Synthie-Salven hin sind. Doch hat man sich erst einmal mit dem ganzen Album bekannt gemacht, merkt man, dass dies das Grundkonzept ihres neuen Werkes ist. Dieser ursprünglichere Sound zieht sich durch die gesamte Platte - und funktioniert im Gesamtkonzept gelinde gesprochen großartig. Denn hier wird nun endgültig klar, dass ihnen in Wirklichkeit nicht die Ideen ausgegangen sind, sondern das sie selbige einfach auf einen anderen Sound projizieren. Und letzten Endes haben sie sich (und uns) damit eine riesigen Gefallen getan. Denn selbst wer anfänglich den "guten alten Sound" des Duo's vermisste (und Hand auf's Herz: auch ich selber gehörte dazu), dem wird mit der neuen Platte klar, dass Daft Punk hier den einzigen möglichen Weg gegangen sind, um künstlerisch weiterhin relevant zu bleiben. Denn mit den Jahren sind genügend frische Konkurrenten wie Justice hinzu gekommen, die dem Duo das Leben ein wenig schwerer gemacht haben. In Anbetracht eben dieser neuen Mitbewerber, hätte nämlich auch ein vollkommen überambitioniertes Elektro-Rock-Album dabei heraus kommen können, das in seinem unbedingten Versuch die neue Musik von Morgen zu entwerfen, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit grandios gescheitert wäre. Hier reisen Daft Punk stattdessen an die Wurzeln des Disco zurück,  und holen sich dabei mit Gorgio Moroder oder Nile Rodgers, gleich noch ein paar  prägende Zeitzeugen dieser Ära mit an Bord.

 

"Random Access Memories" klingt anders als alles, was das Duo bisher gemacht hat, aber irgendwie dennoch ganz nach Daft Punk -  dieses Mal war nur die Wahl der Mittel eine andere. Und dabei eine überaus gute. Denn so klingt ihr neues Werk nicht nur erfrischend anders, sondern es haucht der doch mittlerweile recht unterkühlt und schematisch klingenden Dance-Musik, wieder deutlich mehr Leben und Seele ein. Da passt es doch ganz hervorragend, dass der Opener auch gleich "Give Life Back To Music" (♪♫♪) heißt. Und passend zum Titel dringen einem sofort typische Disco-Elemente der prä-elektronischen Ära an die Ohren: Gitarren, Piano, Schlagzeug - und all das gepaart mit dem typisch maschinell verzerrten Gesang von Daft Punk. Danach wird gleich das Tempo gedrosselt, und mit "The Game of Love" (♫♪) eine schwebende und gnadenlos schöne Disco-Ballade vom Stapel gelassen, dass einem ganz kuschelig wird. Mit "Gorgio by Moroder" (♪♫♪) holen sie dann ganz weit aus, und kommen uns mit einem Brocken von 9 Minuten Spieldauer, die sie aber sehr wohl zu füllen wissen. So ist dies doch nichts anderes als eine famose Hommage an Gorgio Moroder, den Vater der elektronischen Disco-Musik: am Anfang steht erst einmal er selbst, der - eingerahmt durch softe Disco-Untermalung - von Erinnerungen aus den Anfängen seiner musikalischen Karriere erzählt. Doch dann schwingt sich der Song zu einer Art gewaltigem Disco-Epos auf, der mit einem soundtechnischen Arsenal aus u.a.  Synthies, Drums, E-Gitarren, Bass und Orchester alles gibt. Ein ähnlich großes (und schickes) Fass machen sie auch bei "Touch" (♪♫♪) auf: nach einem psychedelisch anmutenden, und fast schon düster-schwebenden Intro (muss nur ich hier vage an Pink Floyd denken?), setzt urplötzlich der wunderbare Gesang von Paul Williams ein. Kurz darauf kommen schwungvolle Pianos und Bläser ins Spiel, und überlassen dann immer wieder psychedelischen Einlagen die Bühne, während nebenbei der Blick auf Frauenchöre und von behutsamen Drums begleitete Streicher gelenkt wird - nur um nach einem letzten plötzlichen Break, wieder mit Williams' Gesang zu enden. In der zauberhaften Ballade "Within" (♪♫♪) bekommt das perlende Pianospiel von Chilly Gonzales seinen ganz großen Auftritt, begleitet von Daft Punk's Robotergesängen, die dafür verdammt leidenschaftlich und gefühlvoll klingen. Als potentieller nächster Hit würde sich wohl "Instant Crush" (♪♫♪) anbieten: eine verdammt schicke und melodische, gleichzeitig catchy und verträumte Disco-Synth-Pop-Nummer, die ein wenig bis in die 80er Jahre hinein strahlt - und zudem von Strokes-Frontmann Julian Casablancas besungen wird! Und als ebenfalls durchweg hitverdächtig, gibt sich das funky in die Glieder fahrende "Lose Yourself To Dance" (♪♫♪) zu erkennen, bei dem erneut Pharrell Williams und Nile Rodgers zu Gast sind.

Doch sei hier zudem erwähnt, dass ihr neues Album - trotz sehr hoher Qualität der einzelnen Stücke - als ganzes und geschlossenes Werk genossen werden sollte. Denn nachdem sie zuerst die Zukunft des Disco kreierten, und später dessen selbst geprägte Gegenwart vertonten, nehmen sie uns auf "Random Access Memories" mit auf eine Reise zurück in die Ära, in der alles begonnen hat, verschmelzen selbige mit ihrer ganz eigenen Handschrift, und definieren so die zeitgenössische Dance-Musik zum zweiten Mal in ihrer Karriere neu. Oder in kurzen Worten: ein schillernder und catchy Disco-Mindblower!

 

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