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Mittwoch, 17. April 2013

Besprochen: WILL.I.AM - "#WILLPOWER"

"Was lange währt, wird endlich gut", heißt es in einem bekannten Sprichwort - beim seit mehr als einem halben Jahr immer wieder aufgeschobenen neuen Album von will.i.am, ist überwiegend allerdings das Gegenteil der Fall.


Der Name will.i.am ist ja im Gegensatz zu seiner Schreibweise ein zurecht großer Name! So hat er sich vor allem als Mastermind der Black Eyed Peas einen hervorragenden Ruf erarbeitet - und auch das meiste andere an dem er beteiligt war, gelang oft außerordentlich gut. Doch in den letzten Jahren schien sein Thron zu wanken. Zuerst war da das letzte Album "The Beginnig" seiner Black Eyed Peas - oberflächlich betrachtet ein ganz nettes Album, aber blieb es dennoch meilenweit hinter dem hervorragenden Vorgänger "The E.N.D." zurück. Und dann folgte die schwere Geburt seines neuen und vierten Soloalbums "#willpower". Denn das war es in der Tat: ursprünglich war der Release für den September 2012 angedacht, weshalb auch bereits im Juli letzten Jahres die (aus heutiger Sicht offizielle) erste Single "This Is Love" (♪♫♪) mit Eva Simmons erschien. Das Datum des Albumrelease wurde dann aber mehrfach verschoben, was in der Vergangenheit noch nie ein gutes Zeichen war. Und mit den Singles ist das auch so eine Sache. Gerade erst erschienen, kann es auf eine beachtliche Liste von Single-Releases zurück blicken. Das ging eigentlich schon im November 2011 mit "T.H.E. (The Hardest Ever)" los: einem Duett mit Jennifer Lopez und Mick Jagger, das als erste Single gedacht war, mittlerweile aber komplett aus dem Albumkontext entfernt wurde. Der zweiten Single "Great Times" wurde dann nicht nur sein Single-Status nachträglich entzogen, der Song wurde für das nun fertige Album gar komplett neu umgedacht - aber dazu später. Und auch das einst als offizielle Single aufgeführte "Reach For The Stars", das sich immerhin den ersten Song nennen darf, der von einem anderen Planeten (in diesem Fall vom Mars) zu Erde gesendet wurde, ist ebenfalls komplett aus dem Album getilgt worden (nur noch eine neu überarbeitete Version ist auf der Deluxe-Edition zu finden). Beobachtete man all dies aufmerksam, schwand der Glaube an ein gutes neues Album zusehends. Und auch DER Hit des Albums, entlockte mir anfänglich nur ein dumpfes Lachen. Ja, der weltweite Top-Hit "Scream & Shout" mit Britney Spears, erschien mir anfangs nahezu lächerlich - ja fast schon ein wenig grotesk. Allein schon dieser extrem dünne Text, den selbst ein 13jähriger zu Papier bringen könnte, diese sehr einfach gestrickte Dance-Produktion, und dann auch noch dieses stetige, aus ihrem eigenen Hit "Gimme More" heraus gesampelte "Britney Bitch"...mein erstes Urteil: der nächste Vorab-Flop! Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich feststellen musste, dass der Song immer mehr zum Welthit mutierte. Und auch die Überraschung darüber, dass ich den Song zunehmend anfing zu mögen. Und mit der Zeit revidierte ich mein anfängliches Urteil, und muss heute sagen: ein äußerst schicker Instant-Dance-Ohrwurm - einfach, aber wirkungsvoll. 


Doch schon beim ersten Versuch des nun endlich fertigen Albums, bemerkt man ein Problem: will.i.am haut einfach zu oft auf die Kacke! Oft sind die Songs durchaus schick....doch dann packt er wieder die fettesten Beats ever aus, und überzieht die Songs oft mit diesen in der Vergangenheit schon längst überhörten, einen mit fieser Penetranz und aller Gewalt auf die Tanzfläche zerrenden Techno-Synthesizern. "Let's Go" (♪♫♪) ist da ein gutes Beispiel. Aufgrund des Mitwirkens von Chris Brown hätte man ja schon am liebsten überhaupt gar nichts von dem Song erwartet. Aber dann geht's erstaunlich positiv los - da kommt zuerst in der Tat ein toller und veträumter Dance-Soul-Pop-Song aus den Boxen. Und als man sich gerade freuen will, passiert es: will.i.am fängt an zu übertreiben. Gut, die treibende Dance-Euphorie im Refrain mag noch durchgehen, aber dann packt er die Techno-Synthesizer aus, zieht das Tempo immer weiter an, ohne dabei aber einfallsreicher zu werden, und klatscht ihn uns letztendlich als im Ansatz gelungenen, aber viel zu übertrieben in Szene gesetzten Dance-Song vor die Füße. Und das wiederholt er allzu oft. Halt das Schema F der Dance-Produktion: es geht ruhig und melodisch los, bis dann zunehmend alles mit abgeschmackten Synthies und fetten Beats vollgekleistert wird. Die besten Momente besorgen ironischerweise die Gaststars - von denen es auf "#willpower" eine ganze Menge gibt: so etwa Justin Bieber in der noch halbwegs durchgehenden neuen Single "#thatPower" (♪♫♪), oder die südkoreanische Girlgroup 2NE1 in dem im Grunde netten "Gettin' Dumb" (♪♫♪). Im als nächste Single geplanten "Fall Down" (♫♪) ist Miley Cyrus mit dabei, welches aber als Song eigentlich kaum der Rede wert ist, und auch die unvermeidliche Nicole Scherzinger ist im ziemlich zu vernachlässigenden "Far Away From Home" (♪♫♪) mit von der Partie. Und wenn in "Ghetto Ghetto" (♪♫♪) dann noch Kindergesang den Refrain besorgt, möchte man sich aufgrund einer akuten Kitsch-Überdosis, am liebsten spontan die Pulsadern aufbeißen.  Ganz abstruse Formen nimmt das neue Album aber vor allem bei dem an, was (wie Anfangs erwähnt) einst die ursprüngliche 2. Single "Great Times" (♪♫♪) war, und Ausnahmsweise mal auf einen Gastvokalisten verzichtet. Im Albumkontext wurde der Song komplett neu überdacht - was in Anbetracht des recht käsigen Originals keine große Schande sein sollte. Man höre und staune: der neue Song, der nun "Great Times Are Coming" (♪♫♪) heißt, ist kaum wiederzuerkennen, und durchläuft sogar mehrere vollkommen unterschiedliche Phasen: er geht als warmer und melodischer Soul-Pop los, wird dann von einer mit allerlei Elektro-Synthies untermalten Rap-Passage aus der Fassung gebracht, danach kommt plötzlich ein Orcherster mit ins Spiel, überlässt die Bühne dann einer elektronischen Passage, und trudelt zum Ende hin in einem Überbleibsel der ursprünglichen Originals aus. Klingt interessant, aber schlussendlich dann trotzdem viel zu kalkuliert, um auch nur im Ansatz eine gewisse Dynamik zu simulieren.

Tja...das viele Werkeln und Ausbessern, scheint dem Album nicht gut bekommen zu haben. Dieses Schicksal teilt er sich mit einigen anderen Berufskollegen. Und vor allem das ewige zur Schau stellen der unterschiedlichsten Gastsänger, hat schon so manch einem Album das Genick gebrochen. Wenn man nicht gerade Kanye West heißt, sollte für jeden das Motto lauten: Zu viele Köche verderben den Brei. Zu wenig gute Zutaten allerdings auch.

 

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