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Mittwoch, 10. April 2013

Besprochen: JAMES BLAKE - "OVERGROWN"

Nach seinem überragenden Debüt vor 2 Jahren, ist auch James Blake's Zweitwerk  in etwa so großartig geworden, wie es zu erwarten war.

Man hatte ja schon beinah das Gefühl, dass es ganz schön schnell ging mit dem 2. Album "Overgrown" des britischen Musikers James Blake, welches nun druckfrisch in den Regalen steht. Doch in der Tat erschien sein grandioses Debütalbum "James Blake" bereits vor gut 2 Jahren - was also einem in der heutigen Musik gängigen Veröffentlichungsrhythmus entspricht. Der Grund warum es gefühlt so schnell ging, war eben der, dass sein besagtes Debütalbum bis heute keinerlei Abnutzungserscheinungen aufweist. Im Gegenteil: nahm man es schon bei seinem Erscheinen im Februar 2011 als ein famoses Album wahr, so mauserte es sich im Laufe der Monate sogar zur Platte des Jahres auf diesem Blog. Ebenso an der Faszination, die sein Erstling auf Anhieb auslöste, hat sich bis dato nichts geändert. Und mit diesem tiefen, und immer noch sehr frischen Eindruck, lässt uns James Blake nun also bereits sein Zweitwerk angedeihen. Dementsprechend müsste die Erwartungshaltung der Masse, sowie der Erwartungsdruck auf Blake nahezu gigantisch sein. Doch wer James Blake kennt, der weiß, dass sich der Kosmos des jungen Mannes weit jenseits von Erwartungen oder Trends erstreckt. Er macht seine ganz eigene Kunst, und das wortwörtlich - trotz seiner ansteckend wunderbaren Songs, verweigert er sich dennoch dem großen Mainstream, indem er ihnen stets genügend Eigenwilligkeit, und einige wunderbare Ecken und Kanten lässt.  Und wie auch schon beim Vorgänger, hat er sein Album "Overgrown" wieder nahezu im Alleingang geschrieben und produziert. Und auch hier verzaubert er auf Anhieb mit der Mischung aus seinem beinah zerbrechlichen, aber oft durchaus souligen Gesang, und seinen experimentellen, aber durchweg famosen, einnehmenden, ja oft geradezu hypnotischen Sounds, Beats und elektronischen Spielereien. Ein Paradebeispiel dafür stellte schon in den letzten Wochen die erste Single "Retrograde" dar - eine auf den ersten Blick berückende Piano-Ballade, in die sich zusehends softe Beats und Handclaps einmischen, ehe es von strahlenden elektronischen Farbtupfern verziert wird.

JAMES BLAKE - RETROGRADE from martin de thurah on Vimeo.


Ähnlich funktioniert auch der großartige Titelsong "Overgrown" (♪♫♪), mit dem das neue Album auch sogleich startet - eine zärtliche Ballade begleitet von Piano, bis sich dann atmosphärische Sounds hinzu gesellen, die dem Song noch mehr Tiefe verleihen. Und im Verlaufe der folgenden Songs, führt uns Blake durch ein in sich geschlossenes Sounduniversum, das aber bei Licht betrachtet viel unterschiedliches zu bieten hat. So kommt das famose "Life Round Here" (♫♪) mit souligen Vocals, fast schwebender Atmosphäre und einnehmenden Synthesizern daher. Wer im melancholischen "I am Sold" (♪♫♪) genau aufpasst, bei dem erzeugt vor allem der Einsatz seiner Stimme für Wellen von Gänsehaut. Im leicht abgedunkelten, von einer Art HipHop-Beat unterlegten "Take a Fall For Me" (♪♫♪) steuert RZA einige Rap-Parts bei, die überraschend großartig zu Blake's fragilem Gesang passen. "Digital Lion" (♪♫♪), welches er gemeinsam mit Brian Eno komponierte, stellt dann eines der "experimentelleren" Stücke des Album dar, dessen wunderbare Vocals zunächst von Ambient-Sounds eingerahmt werden, ehe sich nach und nach sanft stampfende Beats und geisterhafte Soundeffekte einschleichen, und sich schlussendlich elektronische Effekte und hektische  Marschtrommel-Beats einschalten. Ziemlich genial kommt auch "Voyeur" (♫♪) daher, welches sich fast nahtlos von der getragen-melancholischen Ballade, zur eindringlichen, soft housig veranlagten Elektro-Artpop-Perle entwickelt. Und wer sich spätestens bei so wundervollen Song-Juwelen wie "To The Last" (♪♫♪), oder dem höchst emotionalen "Our Love Comes Back" (♪♫♪) noch nicht in diese Platte verknallt hat, dem ist wohl auch nicht mehr zu helfen.

Bei all den unterschiedlichen Zutaten, die man hier immer wieder heraus schmeckt, bietet er aber nicht mehr so viele extreme Gegensätze, wie das auf dem Vorgänger oft noch der Fall war. Ob das nun gut oder schlecht ist? Weder noch! Hatte das zur Schau stellen verschiedener, zum Teil starker Kontraste auf "James Blake" seinen ganz eigenen Reiz, so scheint er auf "Overgrown" als Songwriter noch ein Stück weiter gewachsen zu sein. Hier verflechtet er diese wundervollen, von seinem soulig-emotionalen Gesang getragenen Melodien, noch feiner mit experimenteller und dynamischer Elektronik, und gießt so seine Kompositionen in zum Teil noch klarere Formen. Kann man das am Ende noch Dubstep nennen? Nein, lassen wir dieses Genre, dem er gemeinhin zugeordnet wird, lieber beiseite - sonst erwartet der mit der Materie nicht so sehr vertraute Leser am Ende noch, dass hier so ein Mist wie Skrillex auf ihn wartet. Doch mit James Blake hat so etwas freilich rein gar nichts zu tun. Und auch zum Glück, kann man nur sagen. Denn so hat uns James Blake wieder einmal ein Album ans Herz gelegt, das seine Zeit wohl noch lange überdauern wird.

 

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