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Sonntag, 21. September 2014

Besprochen: CLUESO - "STADTRANDLICHTER"

Auch wenn die Entwicklung schon in den letzten Jahren spürbar war, muss man doch mit einer kleinen Portion Wehmut feststellen, dass Clueso auf seiner neuen Platte allmählich bei nettem und gefälligem Deutsch-Pop für "Brigitte"-Leserinnen angekommen ist.

Eine gewisse Weiterentwicklung ist ja in der Regel für Musiker eine wichtige Sache. Wer ewig immer nur dieselbe Schiene fährt, der fängt meist auch recht schnell an zu langweilen. Und auch der Erfurter Musiker Clueso hat sich in seiner Karriere merklich entwickelt - wenn auch aktuell nicht unbedingt immer zum Positiven. Denn wer ihn erst auf seinen letzte paar Alben kennengelernt hat, der wäre wohl nicht so leicht darauf gekommen, dass er seine Laufbahn doch ursprünglich im deutschen HipHop begann. Der Wandel hin zum Pop kam dann schleichend, war aber schon früh relativ deutlich zu erkennen. Und vor allem auf seinem zweiten Album "Gute Musik", sowie dessen Nachfolger "Weit weg" (2006) erreichte er seinen bisherigen künstlerischen Höhepunkt,  indem er nahezu perfekt das Verhältnis zwischen HipHop und Pop ausbalancierte - doch von da an sollte er sich ganz dem Deutsch-Pop widmen, ohne auch nur die geringste Ahnung davon übrig zu lassen, worin er einst so brillierte. Und doch waren Alben wie "So sehr dabei" oder zuletzt vor 3 Jahren "An und für sich" keine Reinfälle. Mit seinem Hang zu eingängigen Melodien konnte er einen doch immer wieder kriegen - aber trotz alledem konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Musik des recht ansehnlichen jungen Mannes zusehends braver wurde. Immer mehr schien er sich im gemächlichen, wenn auch meist recht geschmackvollen Wohlklang zu verirren. Die erste Vorabsingle seines neuen Albums "Stadtrandlichter" kann diesen Eindruck auch noch weiter erhärten: anfangs war ich von "Freidrehen" auch nur mäßig begeistert, wenngleich sich der Song nach mehrmaligem Genuss in meinem Ansehen steigern konnte. So bleibt davon am Ende ein gut hörbarer, auf einer Synthie-Hookline daher gleitender Pop-Ohrfänger, dessen blumig-bildhafter Text sogar überraschend gut darüber hinweg täuschen kann, dass er im Grunde eigentlich  keine wirkliche Aussage besitzt.


Das Album kann aber auch sonst durchaus den einen oder anderen Song hervor bringen, der einen wenigstens halbherzig zu bezirzen weiß. Das melodische "Wach auf" (♪♫♪) zählt etwa dazu, der flotte und leichtfüßige Opener "Pack meine Sachen" (♪♫♪), so wie auch der nachdenkliche angelegte Titelsong "Stadtrandlichter" (♪♫♪). Alles ganz schön und gut - und bis auf das recht doofe Duett mit Udo Lindenberg in "Sein Song" (♪♫♪), geht hier auch eigentlich nichts so richtig daneben. Letztendlich hilft es aber doch alles nichts: Clueso's neues Album kratzt fast ausschließlich an der auf Hochglanz polierten Oberfläche und bleibt musikalisch nur eine lauwarme und meist recht fade Angelegenheit, während man die Texte zunehmend als eine künstlich mit Bedeutung aufgeblasene Aneinanderreihung von Metaphern und Wortspielen wahrnimmt - deren tatsächlicher Inhalt aber erschreckend überschaubar bleibt. Ein Kritiker des "Intro"-Magazins nannte es kürzlich sogar sarkastisch "hoch gepimpten Schlager". Und auf seine extrem überspitzte Art und Weise hat der Herr da gar nicht mal so unrecht. 

Sicherlich, Schlager ist dann schon noch etwas anderes - das hier ist eher nette, brave und maßgeschneiderte Popmusik, die perfekt auf die Hörgewohnheiten des typischen Radio-Hörers zugeschnitten ist. Das muss natürlich nicht schlecht sein. Und das ist es in diesem Fall auch nicht wirklich. Mit "Stadtrandlichter" wählt Clueso nur einmal mehr den Weg des geringsten Widerstands und knüpft dabei fast nahtlos an seine letzten paar Alben an. Bis auf die Tatsache, dass er sich diesmal noch eine ganze Ecke stärker in Richtung des netten und gefälligen Deutsch-Pop für "Brigitte"- oder "In Touch"-Leserinnen bewegt. Kann man gut finden. Oder eben auch nicht. 


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