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Dienstag, 9. Juli 2013

Besprochen: PET SHOP BOYS - "ELECTRIC"

Nach dem stark in sich gekehrten Vorgänger, werfen sich die Pet Shop Boys auf ihrem neuen Album wieder so leidenschaftlich und bedingungslos dem Dance in die Arme, wie schon eine ganze Weile nicht mehr.

Man kann es nur stets auf neue wiederholen: die Pet Shop Boys sind eine Institution! Seit Mitte der 80er Jahre zeigen sich Neil Tennant und Chris Lowe als solide und stets geschmackssichere Größen in der Pop-Musik, die mit ihrem Arbeiten stets auf's neue ihre Wichtigkeit im zeitgenössischen Pop unterstrichen - aber dabei niemals den Fehler begingen, allzu vorhersehbar zu klingen. In den 80ern perfektionierten sie den für sie anfangs typischen Synthiepop immer weiter, gingen zu Beginn des neuen Jahrzehnts plötzlich tiefgründigere Pop-Wege, loteten im Rest selbiger Dekade die Dance-Musik aus (wobei nur ihr 1996er Album "Bilingual" ein Reinfall war), konzentrierten sich zu Beginn der 2000er dann auf handgemachtere Klänge, nur um zum Ende selbiger mit ihrem letzten mustergültigen Meisterwerk "Yes" (2009) erneut den Dance zu zelebrieren. Ein grandiose Platte, neben der für viele ihr letztjähriges Album "Elysium" wohl etwas zu spannungsarm anmutete. Hier klangen sie plötzlich so ruhig und so nachdenklich wie schon lange nicht mehr. Doch dabei sollte es freilich nicht bleiben - denn nur 1 Jahr danach legen sie nun wieder ein neues Album vor, auf dem der Name Programm ist: "Electric"! Im Gegensatz zur letzten Platte, wollten sie nun wieder bewusst zur Dance-Musik zurück kehren, und haben sich dafür diesmal den Produzenten Stuart Price an Bord geholt, welcher sich in diesen Gefilden ja bereits mit Madonna ("Confessions on a Dancefloor") oder den Scissor Sisters als durchweg fähig erwies. Das diese Kombination fruchtet, stellten sie schon vor einigen Wochen mit der ersten Single "Axis" unter Beweis, die durchaus ungewöhnlich war: ein schmissiger und eingängig-mitreißender Disco-Dance-Kracher, der aber als mir einzige bekannte Single des Duos nahezu komplett OHNE Vocals auskommt. Funktioniert hat das Teil dennoch ganz hervorragend.


"Electric" ist als Dance-Album weniger mit einem "Yes" zu vergleichen, welches seinerseits wiederum starke Bezüge zu ihrem '93er Meisterstück "Very" aufweist. Auf "Electric" werden eher die verschiedensten Ausdrücke von Dance und House abgeklopft, und zusammen mit der Verweigerung von radiofreundlicher Spieldauer der einzelnen Stücke (die meisten Songs spielen sich um die 6 Minuten ab) und einer realtiv kurzen Tracklist, weckt es eher Erinnerungen  an Alben wie "Introspective". Das Duo legt hier einen besonderen Augenmerk auf die elektronsichen Sounds - stärker noch als auf den meisten ihrer bisherigen Alben. So sparen sie sich hier auch gänzlich die sonst so üblichen Balladen, und halten das Tempo stets hoch, auch wenn sie einem dann und wann auch mal ein kleine bisschen mehr Luft zum atmen lassen. Man könnte es auch ein Club-Album mit Seele nennen. Und dabei decken sie die unterschiedlichsten Facetten der Dance-Musik ab. Die zweite und aktuelle Single "Vocal" (♪♫♪) etwa verdingt sich ganz fabelhaft als einfach gestrickter, und von einer simplen, aber enorm wirkungsvollen Dance-Hookline gesteuerter Ohrwurm, der den zeitgenössischen Mainstream-Konsens aufgreift, ihm aber deutlich mehr Niveau angedeihen lässt, als man das etwa von eher unangenehmen Zeitgenossen wie Guetta & Co. gewohnt ist. In "Shouting In The Evening" (♪♫♪) erwartet uns dann gar ein dynamisches Elektronik-Gewitter, das sphärischen 90's-Dance, mit kühlen und treibenden Elektro- und Dubstep-Elementen paart. Und mit "Fluorescent" (♪♫♪) gehen sie zu gleichen Teilen atmosphärisch elektronische, housige, als auch popige Wege, und schlagen auf gewisse Weise eine Brücke zu ihrem Schaffen der frühen bis mittleren 90er Jahre. Doch hier gibt es natürlich auch wieder diese euphorische Hymne, die es seit "Go West" ("Very") auf nahezu jedem Album gab, und stets gut in dessen Kosmos passte: ob nun "Red Letter Day" (von "Bilingual"), "New York City Boy" (aus "Nightlife"), "The Sodom & Gomorrah Show" ("Fundamental"), oder "Pandemonium" (aus "Yes"). Das dazu passende Gegenstück wäre hier wohl "Love Is A Burgeois Construct" (♪♫♪): ein die Tanzflächen stürmender Ohrfänger mit hübsch cheesy Synthie-Hookline, typisch eingängiger PSB-Melodie, schillernden Dance- und Elektro-Sounds, sowie den obligatorischen (und in Wahrheit hier auch unverzichtbaren) Männerchören. Und auch andere potentielle Top-Hits sind hier zu finden. Nehmen wir etwa den wunderbaren und warmen Disco-Dance-Pop-Song "Thursday" (♪♫♪), welcher mit einer eingängigen Melodie, in die Beine gehender Produktion, Gastvocals von Example, und Spoken-Word-Passagen von Chris Lowe aufwartet, von denen einen letztere deutlich an "Paninaro"-Zeiten erinnern. Und als deutlich gelungen erweist sich auch ihre hervorragende Cover-Version des ebenfalls fabelhaften 2007er "The Last To Die" (♪♫♪) von Bruce Springsteen - den sie sich hier jedoch vollständig einverleiben, und zu einem eigenen potentiellen Hit formen.

Die Pet Shop Boys ziehen auf "Electric" das namensgebende Konzept mit einer Konsequenz durch, wie es bei dem Duo in dieser Ausprägung schon lange nicht mehr zu hören war,  und liefern dabei stetig hochwertige Qualität. Selbst die eher "seichten" Pop-Songs, für welche die beiden durchaus öfters zu haben sind, sparen sie hier komplett aus - was Fans nicht weiter stören wird, da hier durchweg fabelhaftes Songmaterial zu finden ist, aber im Gegenzug manch einen anderen auch freuen wird, stießen derlei Songs doch nicht bei allen stets auf Gegenliebe. Und eben das macht "Electric" nicht einfach nur zu einem neuen PSB-Album, sondern zu einem der Highlights in ihrem bisherigen Schaffen. Und nach fast 30 Jahren Karriere soll ihnen das erst mal einer nachmachen.



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