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Montag, 1. Juli 2013

Besprochen: EDITORS - "THE WEIGHT OF YOUR LOVE"

 Auf Album No.4 vollziehen die Editors einen stilistischen Wandel, und klingen so amerikanisch wie nie zuvor. Aber das Wichtigste ist: sie klingen dabei keinen Deut schlechter.

Bisher haben die Editors ja schon ein wenig geleistet. Ungeschlagen bleibt nach wie vor "The Back Room", das 2005er Debüt der Briten. Ein düsteres, treibendes, atmosphärisches, melodisches und hymnisches Post-Punk-Revival-Album, welches damals einen Stammplatz in meinem CD-Player reserviert hatte. Was für ein Album!!! 2 Jahre später folgte das Zweitwerk "An End Has a Start", das demselben Sound treu blieb, nur das ganze ein wenig mehr auf Stadionmaße aufblähte - nicht mehr ganz so frisch und zwingend, aber immerhin solide. Eine positive Überraschung war dann wiederum ihr 3. und bislang letztes Album "In This Light And On This Evening", das im Jahr 2009 erschien, und ihren Sound diesmal um Synthesizer erweiterte, und somit deutlich stärker in Richtung Dark Wave und frühe Depeche Mode rückte. Nachdem nun die größte Pause überstanden ist, die je zwischen 2 Alben der Band lag, holen sie nun zu ihrem 4. Studioablum "The Weight of your Love" aus. Und auch hier hat sich wieder etwas am Sound verändert, wie schon Sänger Tom Smith vorweg bekannt gab. Nach dem experimentelleren Vorgänger, wollte die Band hier straighter klingen, und nennt ihre Vorliebe für Bands wie R.E.M. oder Arcade Fire als besondere Einflüsse. Einen ursprünglicheren Sound strebten sie an, weshalb weite Teile des Albums im Studio live eingespielt wurden, und laut Sänger auf der Akustikgitarre gespielt werden können. Ein Lagerfeuer-Album erwartet uns hier natürlich dennoch nicht. Aber schon die ersten Klänge des neuen Albums legten durchweg die Vermutung nahe, dass sich hier in der Tat einiges verändert hat. Und das keinesfalls zum schlechteren, auch wenn die Vorab-Single nicht unbedingt ein Kracher war. "A Ton Of Love" ist ein solider Rock-Song mit einer nicht uninteressanten Melodie, der aber als erste Single (zwischen dieser, und der Vorab-Single "Papillon" ihres letzten Albums liegen Welten) nicht unbedingt die beste Wahl war, will er doch langfristig nicht so richtig hängen bleiben.


Aber eines kann man von der ersten Single sagen: sie klingt sehr amerikanisch. Und das tut ihr auch der Rest des Albums gleich. Auch wenn derartiges sehr oft nichts gutes verheißt, so sorgt es im vorliegenden Fall für einen angenehm frischen Wind. Hier scheint nicht nur ein Wandel simuliert zu werden, wie dies so häufig bei dem Versuch einer Weiterentwicklung bei zahlreichen Musikern der Fall ist, sondern sie scheinen den neuen Sound hier voll und ganz auszuleben, ohne dabei aber ihre eigenen Stärken zu ignorieren. Das fängt vielleicht schon bei der Wahl des Produzenten an: dem Amerikaner Jacquire King, der u.a. bereits die Kings of Leon, Tom Waits, Cold War Kids oder Billy Talent betreute. Aber vor allem ist es das Songwriting und die ganze Darbietung - sicherlich hört man noch immer, dass man den Editors lauscht, aber ihre ganze Herangehensweise folgt hier anderen Regeln. Die Song wirken direkter, mehr auf den Punkt gebracht, und allgemein etwas entspeckter. Und auch wenn die Grundstimmung wie immer überwiegend eine ernste ist, so ist "The Weight Of Your Love" bei weitem nicht mehr so düster wie man es bislang gewohnt war. Plötzlich lassen sie ein paar Sonnenstrahlen herein - und siehe da: auch bei Licht betrachtet kann ihre Kunst sich sehen lassen. Wobei man noch direkt zum Einstieg mit dem Opener "The Weight" (♪♫♪) noch gar nicht so sehr das Gefühl bekommt, als hätte sich hier etwas bedeutend verändert - mit stampfenden Beats und nachdenklich-leidenschaftlicher Melodie, bauen sie hier eine düster strahlende kleine Hymne (inkl. "Aah-Aah-Aah"-Chören), dass Liebhabern der letzten Platten auf Anhieb warm ums Herz wird. Auch im darauf folgenden "Sugar" (♪♫♪) hört man die Stärken der Band erneut deutlich heraus, auch wenn hier trotz aller Melancholie doch die Veränderungen in den Details deutlich zu erkennen sind. Es kann hier sogar hochromantisch und gefühlvoll werden, wie sie es etwa mit dem (man muss es so nennen:) himmlisch schönen Tearjerker "What Is This Thing Called Love?" (♪♫♪) vormachen, in dem sie die vollen Geschütze auffahren: Streicher, Chöre und ein Gesang, der in manchen Momenten sogar an Elton John erinnern kann. Was aber erstaunlich grandios funktioniert. "Nothing" (♪♫♪) kommt auf noch sanfteren Schwingen daher, und lässt sich von warmen, schwebenden und tupfenden Streichern begleiten. "Honesty" (♪♫♪) zeigt sich ebenfalls sehr melancholisch und mit hymnischem Refrain, setzt im Detail auf softe Folk-Elemente, und klingt in jeder nur denkbar positiven Hinsicht auch mal ein wenig nach Coldplay.  "Two Hearted Spider" (♪♫♪) gibt eine eingängige und einnehmende, und nicht nur in geringem Maße hittaugliche Pop-Hymne ab, und das sanfte und nachdenkliche "The Phone Book" (♪♫♪) erweist sich als unaufgeregte, aber unheimlich schöne Ballade mit folkigen Einflüssen, die ein wenig an die R.E.M. der frühen 90er denken lassen.

Natürlich steht all dies nicht mehr wirklich für das, wofür die Band bislang gemeinhin bekannt war. Doch das macht einfach mal gar nichts. "The Weight Of Your Love" bringt eine schöne Abwechslung ins Spiel, klingt dabei zwar so radiotauglich (böse Zungen mögen es vielleicht auch "glatt" nennen) wie nie zuvor, aber vollziehen diesen Wandel mit Stil, und vor allem mit einigen großen Melodien. Find ich jetzt mal spontan ziemlich klasse. 

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