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Sonntag, 12. Oktober 2014

Besprochen: KELE - "TRICK"

Der Frontmann der britischen Indierocker Bloc Party machte ja nie einen Hehl daraus, dass sein Herz vor allem für die elektronische Musik schlägt - und spätestens mit seinem neuen und zweiten Soloalbum, können auch wir nur zu gut nachvollziehen, warum das so ist.

Wer musikalisch gerne im Dunstkreis junger britischer Indie-Rock-Bands oder vielleicht sogar der "Class of 2005" unterwegs ist oder war, der wird wohl nur schwer an Bloc Party vorbei gekommen sein. Quasi die Speerspitze der 2005 rollenden England-Welle, die mit zackigem, energiegeladenem und tanzbarem Indierock daher kam, der sich deutlich an Vorbildern wie Gang of Four orientierte - und mit "Silent Alarm" oder "A Weekend In The City" ein paar herausragende Alben vorlegen konnte. Doch Bloc Party waren nie bezeichnend für die Masse der Kollegen ihres Genres. Schon mit einem schwulen und schwarzen Frontmann und einem asiatischen Drummer können wohl nur wenige Indierock-Bands aufwarten. Doch auch musikalisch stachen sie auf ihre eigene Weise hervor. Vor allem auf Drängen ihres Frontmannes Kele Okereke, wandte sich die Band immer öfter elektronischen Experimenten zu - welcher ja nie damit geizte zu betonen, dass er ein ausgesprochener Liebhaber elektronischer Tanzmusik ist. Sein 2010er Solo-Debüt "The Boxer" nahm er dann logischerweise erst Recht zum Anlass, dieser Leidenschaft deutlich Ausdruck zu verleihen. Ein wirklich feine Elektro-Pop-Platte ist ihm damit gelungen, auch wenn viele Fans seiner Band sicherlich höchst verunsichert waren. Nach der mindestens ebenso gelungenen EP "The Hunter" im Jahr darauf und einer zwischenzeitlichen Renaissance seiner Band Bloc Party, hat Kele nun die Zeit für sein zweites Soloalbum "Trick" gefunden, das nun dieser Tage auf die Welt los gelassen wird. Vor allem nachdem das Comeback seiner Band wieder so straight rockig ausfiel, wie man dies seit den Tagen ihres Debüts nicht mehr kannte, bedeutet "Trick" für Kele ein Wiedersehen mit elektronischen Klängen. Und darin zeigt er sich auch weiterhin experimentierfreudig, aber künstlerisch dabei bedeutend gereifter. Auf "Trick" bietet er uns ein in sich geschlossen wirkendes Sound-Konzept, dass sich wie ein roter Faden durch die Platte zu ziehen scheint. Und darin macht sich auch schon der deutlichste Unterschied zum Debüt bemerkbar: "The Boxer" war wie ein buntes Potpourri der verschiedensten Ausprägungen elektronischer Musik. Mal klang das wie eine gezämte Björk, dann wieder schranzig und technoid und ein andern Mal stark pop-orientiert. Auf "Trick" hingegen weiß Kele seine Stärken besser zu bündeln und erschafft dabei einen eher getragenen, oft hörbar vom House geprägten Klangcharakter - ohne dabei aber gänzlich auf Tanzbarkeit verzichten zu müssen, die trotz alledem häufig genug gegeben ist. Kele umgeht einfach nur die Extreme: der Hörer wird ebenso wenig zum Schwenken von Feuerzeug und/oder Wunderkerze auf das Sofa verbannt, wie er auch nicht förmlich angeschrien wird, dass er gefälligst seinen Arsch hoch kriegen und tanzen soll. Es ist ein elektronisches Album mit Seele und Emotionen. Und mit - wie könnte es denn zum Glück bei Kele auch anders sein - einer Menge Pop-Appeal. 


Kele - Doubt von RealFailArmy

Und die Songs behandeln auch eine Art durchgehendes Konzept, werden hier doch die verschiedensten Stationen oder Facetten der Liebe besungen. Etwa angefangen im warmen und samtigen Opener "First Impressions" (♪♫♪), welches - wie unschwer am Titel zu erkennen ist - von den ersten, tiefen Eindrücken einer frischen Romanze kündet, während das getragene, soft triphopige und wundervolle "Coasting" (♪♫♪) die emotionale Euphorie einer jungen Liebe vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Disco-Besuches umschreibt. Die warme Elektro-Pop-Perle "Year Zero" (♪♫♪) markiert dann den Beginn einer neuen und großen Liebe - einer der es vollkommen gleichgültig ist, was zuvor war...ungeachtet all derer, die vor einem kamen, ungeachtet aller gebrochenen Herzen: "See I don't wanna know all the boys you've ever known / All the hearts you might've broken / It's zero, it's zero /This is our year zero." Das tanzbarere und  housige "Doubt" thematisiert (wie wieder einmal am Titel zu erkennen) die Zweifel, während das melancholisch veranlagte "Like We Used To" (♪♫♪) die schweren Zeiten und das langsame Zerbrechen einer Liebe symbolisiert. Und im großartigen und romantisch-sinnlichen "Stay The Night" (♪♫♪) widmet sich Kele ganz den Gefühlen des sexuellen Verlangens - auch auf unverbindliche Art und Weise, wenn es u.a. im Text so schön heißt: "See I don't wanna own you, but my door will always be open for you."

Mit "Trick" ist Kele ein erstaunlich rundes und schlüssiges Album gelungen, das sich mit seinen herrlichen Pop-Melodien und seinen experimentierfreudigen, aber nie überfordernden Elektronik-Sounds ganz wunderbar in die Ohren schmiegt - sich dabei aber dennoch nie im Wohlklang zu verzetteln droht. Was ja auch schon ein Kunststück für sich ist. Eine überaus gelungene Weiterentwicklung.

 

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