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Mittwoch, 14. Mai 2014

Besprochen: MICHAEL JACKSON - "XSCAPE"

Die neueste Resteverwertung von Jacksons musikalischem Nachlass gelingt durchwachsen bis solide - macht jedoch ausschließlich in seiner Deluxe-Edition Sinn.  

Es ist immer wieder eine sehr heikle und gefährliche Angelegenheit, wenn es um posthum veröffentlichte Platten geht. Respektlos und unnötig empfinden viele so etwas - als eine Verscherbelung des musikalischen Nachlasses eines Künstlers, der sich selbst nicht mehr wehren kann. Und zu dessen Lebzeiten so einiges wohl mit Sicherheit niemals das Licht der Welt erblickt hätte. Ein Paradebeispiel für die ganz schlimmen posthumen Alben, lieferten Queen im Jahr 1995 mit ihrem offiziellen letzten Studioalbum "Made in Heaven" - eine einzige Farce von einem Album, auf welchem die verbliebene Band 4 Jahre nach dem Tod von Freddie Mercury noch ein paar letzte elendige Reste aus dem übrigen Archivmaterial heraus presste, um wohl noch ein wenig schmutzige Kohle zu scheffeln. Aber welcher größere Star ist schon je verstorben, ohne das die Aasgeier der Musikindustrie sich nicht über seinen musikalischen Kadaver hergemacht hätten!? Und so geht dieser Kelch natürlich auch nicht an einem der größten Pop-Ikonen des 20. Jahrhunderts vorüber: schon 2010 kam das erste posthume Album "Michael" von Michael Jackson auf den Markt, dass eine Reihe nachbearbeiteter Songs aus den Archiven versammelte. Manchmal gar nicht mal so übel, aber doch blieb der fade Beigeschmack. 

Und nun ist es also wieder einmal soweit und das zweite posthume Album von Jacko wird auf die Welt losgelassen: "Xscape". Doch hier macht die Art und Weise der Veröffentlichung stutzig und neugierig zugleich. Denn diese neue Compilation enthält zum einen in seiner Standard-Edition 8 von Jacko's bislang unveröffentlichten Songs der letzten 30 Jahre, die von zeitgenössischen Produzenten nachträglich bearbeitet wurden. Interessanter ist da aber die Deluxe-Edition, die all diese 8 Songs zusätzlich auch in ihrer originalen, nicht bearbeiteten Version darbietet. Ein sehr guter Schachzug, kann der Hörer hier doch selber nachvollziehen, wie die eigentlichen Originale klingen. Und ob die Nachbearbeitung Sinn machte. 

Als erste Single fungiert dabei "Love Never Felt So Good", die gleich sogar in 3 Versionen vorliegt! Zu der Origianlversion (♪♫♪) gibt es zusätzlich die reguläre neue Version (♪♫♪), die durchaus keine üble Figur macht - da das Original, welches hauptsächlich auf minimalitscher Pianobegleitung, Fingerschnippen und vereinzelten Handclaps basiert, nur vergleichsweise dezent erweitert wurde: ein etwas flotterer Beat, stimmungsvolle Streicher, ein paar funky Gitarren - und fertig ist ein in der Tat solider Ohrwurm. Im Vergleich dazu, weist die dritte hier vorliegende Version noch dezentere Veränderungen auf - hier und da klingt der Gesamtsoiund noch etwas "fetter", was aber durchaus stimmig wirkt. Und zudem ist hier daraus ein posthumes Duett mit Justin Timberlake geworden - mit einem überzeugenden Ergebnis.



Michael Jackson & Justin Timberlake - Love... von nrg-95


Doch wie sieht es mit dem Rest der Platte aus? "Chicago" bietet etwa eine durchaus fähige Komposition (wobei diese nicht von Jacko selber stammt) und auch die Interpretation von Jackson geht gleich in die Schaltkreise - bearbeitet wurde die Neufassung (♪♫♪) vor allem von Timbaland, der den Song geschmackvoll mit soften Beats, einem smoothen Groove und dezent glitzernden Synthesizern untermalt. Und das stellt sogar tatsächlich eine Verbesserung gegenüber dem hier zu hörenden Original (♪♫♪) dar, das irgendwie recht lahm aus den Lautsprechern suppt - und auch eher nach einer mittelmäßigen Demo-Aufnahme klingt. Auch "Loving You" gewinnt in der neuen, ebenfalls von Timbaland durchgeführten Bearbeitung: aus der eher etwas süßlich naiven, aber herrlich melodischen Komposition, holt er recht gekonnnt eine gewisse Spannung heraus. Was auch nötig war, hört man das doch recht schwülstige und irgendwie sehr stark leiernde Ausgangsmaterial. "A Place With No Name" kann dagegen einzig in seiner originalen Fassung (♪♫♪) überzeugen. Denn hier lässt sich Jacko ganz ungewohnt, aber sehr gelungen von Akustikgitarren und Handclaps begleiten. Minimalitisch, aber enorm wirkungsvoll. Die von Stargate neu produzierte Version (♪♫♪) kann jedoch keinen Blumentopf gewinnen. Der Versuch, dem Song nachträglich einen typischen Jacko-Groove aufzuzwingen, verkommt zu einem stoisch und klinisch vor sich hin dümpelnden Etwas, das am Ende mehr nach der Nervensäge Robin Thicke klingt, als nach dem Genie eines Michael Jackson. "Slave To The Rhythm" klingt in seinem Original nach einer hochwertigen Demo und kann durch die nachträgliche Produktion dann auch durchaus an Wirkungskraft zulegen. "Do You Know Where Your Children Are?" erweist sich in seinem Original (♪♫♪) als wunderschöner Pop-Song, dessen 80s-Produktion in der Nachbearbeitung (♪♫♪) gegen eine etwas moderner aufgepimpte 80s-Produktion ausgetauscht wird - was durchaus nicht übel geglückt ist, wenngleich ich das Original bevorzugen würde. Und das ursprünglich für sein letztes (und leider mieses) Studioalbum aufgenommene "Xscpae", kann hier mal wieder in seiner ursprünglichen Version besser begeistern - wobei "begeistern" etwas überzogen ausgedrückt ist. 

Das Endresultat lässt also nur gemischte Gefühle zu. Das Gesamtpaket klingt besser als erwartet, macht zwischenzeitlich auch wirklich Spaß und vermittelt dem "altgedienten" Fan das wohlige Gefühl, wieder ein paar unbekannte Jacko-Perlen in Händen zu halten. Andererseits macht im Grunde ausschließlich die Deluxe-Edition Sinn, die die Originale der Songs mit liefert. Aber doch bleibt am Ende die Frage: Muss man sowas machen? Braucht man so etwas? Darf man sowas gut finden? Hätte der Künstler das so gewollt? Denn wirklich essentielle unentdeckte Perlen sind hier nicht zu finden. Es ist durchaus interessantes, zum Teil spannendes und durchweg hörbares Material - und es ist, ähnlich wie auch das erste posthume Album "Michael", immerhin in seiner Gesamtwirkung eine ganze Ecke besser als sein desaströses letztes Album "Invincible". Aber es ist auch nichts, worauf die Welt nun unbedingt gewartet hätte

(Die gesamte Deluxe-Edition des Album könnt ihr hier hören - einfach bei den jeweiligen Songs einmal auf die rechte Maustaste und beim sich dann öffnenden kleinen Fenster auf "Play" klicken!) 








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