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Sonntag, 16. Juni 2013

Besprochen: SIGUR RÓS - "KVEIKUR"

 Sigur Rós haben endlich wieder alles richtig gemacht, und klingen auf Album No.7 so spannend und dynamisch wie schon lange nicht mehr!

Sigur Rós haben sich in den letzten gut 15 Jahren ja um einiges verdient gemacht - doch wem die Band bislang neu sein sollte, dem sei in kurzen Worten gesagt: anfangs hatte die Band eher im Post-Rock ihre Heimat gefunden, ehe sie zunehmend experimenteller wurden, und sich über die Jahre auch mehr Ambient in ihrem Sound breit machte. Doch all das haben sie meist hervorragend umgesetzt, ist ihr Hang zu sphärischen und melancholisch-düsteren Klängen doch unverkennbar. Durch diese beständig hohe Qualität, bei einem nicht unerheblichen Anteil an Eigenwilligkeit, konnte sich die Band den inoffiziellen Titel als isländische Antwort auf Radiohead erspielen. Durchweg zurecht, war auch das Schaffen von Sigur Rós doch immer unkommerzieller Natur - was sich etwa in ihrem 3. Album mit dem unaussprechlichen Titel "( )" wunderbar ausdrückte, welches zudem ausschließlich unbetitelte Songs enthielt, die in der von Sänger Jón "Jónsi" Þór Birgisson selbst erfundenen Fantasiesprache vonlenska (hoffnungsländisch) gesungen wurden (wobei: das die Band sonst im Grunde ausschließlich isländisch singt, macht es natürlich auch nicht kommerzieller). Doch ganz so essentiell waren sie dann nicht auf jedem Album - erst im vergangenen Jahr fing die Band (in meinen Ohren) mit dem letzten Album "Valtari" an zu trudeln. Sicherlich gab es auch hier die eine oder andere Perle zu bestaunen, und daneben ging auch nichts direkt - doch hier schaffte sich der Ambient einfach eine viel zu breite Bühne, was sich vor allem gen Ende des Albums in einem scheinbar unaufhörlichen Rausch an indifferentem Ambient-Geblubber ausdrückte. Kann man schick finden...oder eben einfach tödlich langweilig. Ich entschied mich für letzteres. Verständlich erscheint einem nun bestimmt meine Freude, als die Band vor einigen Monaten damit heraus rückte, dass ein neues Album kommt. Doch nicht nur der Umstand, dass nach nur einem Jahre bereits ein neues Album der Jungs erscheinen würde, entlockte mir diese Freude. Nein, auch das Statement der Band, dass sie hier einen neuen Sound anstreben, weckte in mir Hoffnungen. Es sollte aggressiver werden, als alles was man bisher von der Band gehört habe. Und als erste Kostprobe wurde auch schon bald die erste Single "Brennisteinn" voraus geschickt. Und diese (man muss sie so nennen:) Hymne setzte erfreuliche Zeichen! Nach den eher einschläfernden Tönen, die sie zuletzt anschlugen, hauen sie uns hier zwar natürlich keinen straighten Rocker um die Ohre. Vieles ist wie bisher: ein experimentelles, aber dennoch melodisches, von Stil- und Stimmungswechseln durchzogenes Stück, das zwar durchaus seine ruhigen Momente hat, der aber ebenso eine gewisse neue "Härte" innewohnt, die man sich zuletzt schon von ihnen gewünscht hätte.

sigur rós - brennisteinn from sigur rós on Vimeo.

Und auch auf seiner gesamten Strecke gibt es beim neuen Album "Kveikur" nicht plötzlich ordentlich auf die 12. Wer dem typischen Stil der Band verfallen ist, wird auf diesen auch bei ihrem nun siebten Album nicht verzichten müssen. Auch hier warten wieder so wundervolle und dunkel-strahlende Melodien, eingebettet von so erhabenen Klangkunstwerken, dass einmal mehr vollkommen egal ist, dass man von alledem kein einziges Wort versteht. Doch wie man an dem vorhin angerissenen Beispiel des Album "( )" erkennt, war es bei Sigur Rós seit eh und je eher die Atmosphäre als die Aussage, die ihre Kunst ausmachte. Diese hat sich auf dem neuen Werk der Band gar nicht mal so gravierend geändert - nur das sie hier (mal mehr und mal weniger) mit roheren Momenten, und mit etwas deutlicheren Ecken und Kanten versehen ist. Was ihrem Sound nur zugute kommt. Denn im Gegensatz zum Vorgänger kann die Band hier wieder deutlich mehr Spannung aufbauen, und zeigt sich damit auch so dynamisch wie schon lange nicht mehr. Die Beispiele hierfür sind zahlreich vertreten. Nehmen wir etwa "Hrafntinna" (♪♫♪), eine sanfte und hypnotische Perle, die von Bläsern und einem bunten Sammelsurium von Instrumenten begleitet wird. Weitere erhabene Momente kann man in himmlischen und in den schönsten Farben schillernden "Isjaki" (♪♫♪), im düster-melodischen, und mit am meisten vom neuen, härteren Sound beeinflussten Titelsong "Kveikur" (♪♫♪), oder im atmosphärischen und epischen, tief unter die Haut gehenden Meisterstück "Bláþráður" (♪♫♪) ausmachen. Wobei im Grunde unter den hier 9 vertretenen Songs kein einziger schlechter oder uninteressanter zu finden ist.   

Im allgemeinen haben Sigur Rós hier den erschlagenden Ambient-Anteil des Vorgängers kräftig herunter geschraubt, dabei eine Platte mit wesentlich mehr Substanz geschaffen, und zudem wohl ihre besten Songs seit "Takk..." (2005) geschrieben. Kurz: sie haben wieder mal alles richtig gemacht.





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