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Sonntag, 6. Dezember 2015

Besprochen: COLDPLAY - "A HEAD FULL OF DREAMS"

 Auf ihrem neuen Album "A Head Full of Dreams" versuchen Coldplay offenbar der gepflegten Langeweile des Vorgängers zu entfliehen - und flüchten sich in etwas bunteres, aber eigenartig gesichtsloses Pop-Geplänkel.

Es ist mir beinahe unmöglich eine Rezension zu einem Album von Coldplay zu beginnen, ohne dabei zu erwähnen, vor welch Schwierigkeiten einen das doch stellen kann. So fällt es mir stets schwer, welche Meinung ich zu der britischen Band um Frontmann Chris Martin haben soll. Zwar sind Coldplay mehr oder weniger schon immer vor allem dadurch berühmt geworden, mit meist pathetisch eingefärbten Pop-Schmachfetzen um sich zu werfen - wobei diese je nach Album aber stets auch ziemlichen qualitativen Schwankungen unterliegen können. Bei meiner Haltung zu der Band kommt es also immer darauf an, um welches ihrer bisherigen Alben es gerade geht. Also ob nun um die beiden grandiosen ersten Platten "Parachutes" und "A Rush of Blood To The Head", das überladene, überambitionierte und leicht verkrampft anmutende "X & Y", das durchaus solide und mitunter gar experimentierfreudige "Viva La Vida or Death And All His Friends", das oft recht käsige und synthie-lastige, aber dennoch höchst eingängige "Mylo Xyloto", oder eben die letztjährige und extrem schnarchige Platte "Ghost Stories". So hat jedes neue Album von Coldplay ein bisschen etwas von einer musikalischen Variante des russischen Roulette - wobei es bei Coldplay natürlich nie tödlich endet...aber wie sie zuletzt auf "Ghost Stories" bewiesen haben, mitunter zumindest auch mal in tödlicher Langweile. Beim neuen Album deuteten allerdings schon die ersten Vorzeichen darauf hin, dass es stilistisch wieder in eine ganz andere Richtung gehen würde. Denn schon das Cover-Artwork ließ durch seine deutlichen visuellen Parallelen den Verdacht aufkommen, dass es wieder eher in Richtung von "Mylo Xyloto" gehen könnte - welcher dann gleichzeitig auch akustisch durch die erste Single "Adventure of a Lifetime" erhärtet wurde: ein netter, eingängiger und  Coldplay-typischer Ohrwurm, der zu Disco-Einflüssen ein wenig das Tanzbein schwingt.



Auch das restliche Album lässt dann ähnliche Vergleiche zu, gehen die Briten hier doch wieder zeitweilig tanzbarer und vor allem eingängiger und bunter zu Werke. Den auf gewisse Weise trashigen Charme von "Mylo Xyloto" kann die Band hier aber nicht reanimieren - dafür machen sie einem leider doch zu oft das Leben schwer. Beispiele finden sich da relativ leicht. Etwa gleich beim Opener und Titelsong "A Head Full of Dreams" (♪♫♪), bei dem sie sich zwar immerhin mit funky tanzbaren Einflüssen in Zeug legen - bis sie den Song aber spätestens durch den Einsatz pathetischer "Ooh-Ooh-Ooh"-Chöre doch noch kräftig gegen die Wand fahren. Über den recht rührseligen Balladen-Schunkler "Everglow" hätte ich dann gerade so noch hinweg sehen können, wenn Chris Martin zum Ende des Songs nur nicht so inbrünstig vor sich hin johlen würde, dass sich mir persönlich schon die Nackenhaare aufstellen.  Und einen besonderen Tiefpunkt erreicht die Band meines Erachtens dann mit der öden Ballade "Amazing Day" (♪♫♪). Und als wenn die Nummer nicht so schon schnarchnasig und kitschig genug wäre, begegnet uns auch hier mal wieder was? Richtig: die pathetischen "Ooh-Ooh-Ooh"-Chöre, die bei Coldplay offenbar dazu gehören, wie Kaffee zum Frühstück. Schwierig kann es einem auch "Hymn For The Weekend" (♪♫♪) machen, das man aber immerhin noch mit ein paar zugedrückten Augen als kurzweiligen Instant-Ohrwurm gelten lassen kann. Beyoncé trällert hier übrigens auch noch ein wenig vor sich hin, auch wenn man sie verwirrenderweise meist ums verrecken nicht erkennen kann. Macht aber nix, denn Coldplay selbst erkennt man in diesem Song ja schließlich auch nur mit Mühe.  In ein paar wenigen Momenten kann es auf der neuen Platte aber auch recht  solide zugehen, wie etwa auf dem netten und unaufgeregten Ohrfänger "Birds" (♪♫♪), der auf einer Art "Walking on Sunshine"-Groove daher tänzelt. Doch vor allem der fast 7-minütige Closer "Up&Up" (♪♫♪) erweist sich als deutlicher Höhepunkt, der dem Hörer in seiner Rolle als Closer wenigstens einen etwas versöhnlicheren Abschied aus diesem eigenartig gesichtslosen Album zugesteht.



Alles in allem ist "A Head Full of Dreams" zwar kein vollständiger Griff ins Klo, aber es funktioniert wenn überhaupt zumeist nur an der Oberfläche. Denn wenn man musikalisch etwas tiefer in so einigen Stücken ihres neuen Albums gräbt, könnten einem spontan noch ganz andere Klo-Vergleiche durchs Hirn schießen. Aber den garstigen Sarkasmus mal beiseite: das neue Album mag zwar ein wenig vielseitiger, stellenweise unterhaltsamer und auch bunter als sein einschläfernder Vorgänger sein, aber letztendlich wirkt vieles darauf doch zu beliebig, zu eindimensional und zu unoriginell, als das es mich tatsächlich überzeugen könnte. Einen wirklichen Gefallen hat sich die Band wohl auch mit diesem Album nicht getan. 








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