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Sonntag, 11. Oktober 2015

Besprochen: JANET JACKSON - "UNBREAKABLE"

Ein Comeback, das auch wirklich eines ist: mit "Unbreakable" findet Janet Jackson nach 7-jähriger Plattenpause endlich wieder zu alter Größe zurück - und legt ihr bestes Album seit dem 1997er Meisterwerk "The Velvet Rope" vor.
 
Schon lange hatte man musikalisch nichts neues mehr von Janet Jackson gehört - und so richtig aufgefallen war das zumindest meiner Wenigkeit nicht unbedingt. Denn Janet konnte auch in den Jahren davor nicht wirklich mit erlesener Musik glänzen. Zwar konnte sie sich ab ihrem 3. Album "Control" im Jahr 1986, sowie über die gesamten 90er Jahre hinweg zum musikalisch erfolgreichsten Mitglied des Jackson-Clans nach ihrem Bruder Michael mausern, doch über die 2000er und Platten wie "Damita Jo" (2004), "20. Y.O." (2006) oder "Discipline" (2008) hinweg, spielte sie sich kontinuierlich tiefer in die künstlerische Belanglosigkeit. Letzteres konnte zwar ein paar relativ passable Ohrwürmer abwerfen, rückte aber viel zu sehr von dem eigenen Stil der Musikerin ab - was vor allem dem Umstand geschuldet war, dass hier zum ersten Mal seit langer Zeit ihre Stammproduzenten und Co-Songwriter Jimmy Jam & Terry Lewis gänzlich fehlten, die zuvor seit  "Control" ausnahmslos an jedem weiteren Album beteiligt waren. Da mit dieser Kombination aber auf ihren letzten Alben auch nicht mehr so viel los war, kann man sowas schon mal machen. Geglückt ist es langfristig dennoch nicht. Janet klang hier zwar nicht unbedingt noch weniger spektakulär, als sie das auf den paar mageren Vorgängern eh schon tat, aber sie schien sich zu sehr dem vorherrschenden Zeitgeist anzubiedern und sich in einen Sound zu flüchten, mit dem andere zur selben Zeit so viel erfolgreicher waren als sie. Dann folgte im Jahr 2009 der tragische und unerwartete Tod ihres Bruders Michael - und fortan sollte es musikalisch still um sie werden. Doch in diesem Jahr kam scheinbar wie aus dem Nichts plötzlich die Ankündigung ihres neuen und 11. Studioalbums "Unbreakable". Doch durch ihre schwachen bis langweiligen Platten der letzten gut 10 Jahre, war auch hier die Erwartungshaltung eher gemäßigt. Selbst die Comeback-Single, die dem Album voraus ging, wirkte dafür auf den ersten Blick erstaunlich unauffällig: so ist "No Sleeep" kein offenkundiger Hit, der nach Dauerpräsenz in sämtlichen Radio-Playlists schreit. Stattdessen serviert sie uns hier eine getragene und  erotisch säuselnde R&B-Perle, die sich samtig in die Gehörgänge schmiegt. Eine wirklich gute Nummer - doch hätte sie den grundlegenden Sound des gesamten Albums vorweg genommen, hätte man eine weitere eher seichte R&B-Platte erwarten können...


Doch der Sound der ersten Single steht alles andere als stellvertretend für das gesamte Album - welches sich nun nach eingehender Beobachtung als unerwartet großartig herausstellt! Nach der Pause mit dem letzten Album reanimierte sie hier wieder die Zusammenarbeit mit ihren langjährigen musikalischen Weggefährten Jimmy Jam & Terry Lewis - und diese kreative Pause scheint beiden verdammt gut getan zu haben. Denn endlich hat Janet Jackson wieder so viel zu erzählen, wie man dies schon lange nicht mehr erlebt hat. So besticht "Unbreakable" durch hervorragendes Songmaterial, famose Produktion, Kreativität und Vielseitigkeit. Dabei feiert sie auf der ersten guten Albumhälfte überwiegend Pop-, Dance- und R&B-Einflüsse in seinen verschiedensten Ausprägungen.  Das beginnt schon mit dem Opener, der auch zugleich als Titelsong und zweite Single fungiert: die geschmeidig groovige und unwiderstehliche R&B-Nummer "Unbreakable", die man als so etwas wie eine Ode an ihre Fans verstehen kann. Sehr stark zeigt sich dann auch der lasziv mit dem Hüften kreisende R&B-Club-Kracher "Burnitup!" (♪♫♪) im Duett mit Rap-Legende Missy Elliot - welches von seiner tadellosen Produktion ein wenig an Justin Timberlake's "Futuresex/Lovesounds"-Phase erinnert. Das leicht elektronische "The Great Forever" (♪♫♪) orientiert sich hörbar am Sound ihres verstorbenen Bruders, was vor allem ihren Gesang betrifft, welcher nicht selten fast genauso wie der seinige klingt. Mit dem wunderbaren "Broken Hearts Heal" (♪♫♪) verewigt sie hier dann auch einen musikalischen Nachruf auf Michael - der aber nicht in Gestalt einer rührseligen Ballade daher kommt (wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre), sondern als  von seiner Grundstimmung optimistischer und warmer Midtempo-Dance-Pop, den sie im Refrain mit der wunderbaren Textzeile "Our love ain't no material thing/ Inshallah, see you in the next life" krönt - und musikalisch ein wenig an ihre 1997er Single "Together Again" erinnern kann. Auch "Should've Known Better" (♪♫♪) bleibt einem als weiterer Höhepunkt auf Anhieb im Trommelfell hängen, welches in seinen Versen einer getragenen und warmen Ballade gleicht, doch dann im Refrain zur strahlenden, mitreißenden und elektronisch angereicherten  Pop-Hymne empor steigt. Und "Night" (♪♫♪) offenbart ein leidenschaftliches, fast schon feierliches Liebeslied, das veträumt über einen Soundteppich aus House-, Disco- und Funk-Elementen tänzelt. 


Auf der zweiten Hälfte des Albums geht sie aber mitunter auch etwas experimentierfreudiger und stilistisch noch vielfältiger zu Werke - wodurch sie den Spannungsbogen auf "Unbreakable" bis zum Ende konstant hoch hält. Mit dem fabelhaften Ohrwurm "Take Me Away" (♪♫♪) bedient sie sich etwa sowohl elektronischer als auch rockiger Elemente, während "Black Eagle" (♪♫♪) spirituelle Themen behandelt und durch atmosphärisch getragenen Sound überzeugt. Das wunderbare "Well Traveled" (♪♫♪) kann man sogar recht gut ins Stadionrock-Genre einordnen und in Bezug auf das von Funk und Psychedelic-Soul beeinflusste "Gon' B Alright" (♪♫♪), wurden bereits  sehr treffende Vergleiche zu Sly & The Family Stone laut.   

Selbst für mich unglaublich, aber wahr: mit "Unbreakable" ist Janet Jackson nach 7 Jahren Plattenpause ihr bestes Album seit dem 1997er Meisterwerk "The Velvet Rope" gelungen - nie wieder danach hat man Janet derart kreativ, relevant und inspiriert erleben dürfen, wie auf ihrem neuesten Streich. Hier vereint Miss Jackson all das, was sie als Musikerin bislang besonders auszeichnete, und ergänzt dies zusätzlich um Inspirationen und Experimente in alle möglichen Richtungen. Zwar kann "Unbreakable" am Ende auf eine stolze Spieldauer von einer guten Stunde zurück blicken (zumindest in der Standard-Edition), fällt dabei aber dennoch um keine Minute zu lang aus. Denn hier hat sie endlich wieder alles richtig gemacht.




 

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