Bei posthumen Veröffentlichung kann man sich in der Regel eines gewissen bitteren Beigeschmacks nicht erwehren. Die Frage, ob der verstorbene Künstler es so gewollt hätte, schwebt ständig im Raum. Wenn es dann noch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erscheint, nährt dies zudem den Vorwurf, dass es mal wieder nur um die liebe Kohle geht. Doch bei "Lioness: Hidden Treasures", dem ersten posthumen Album der in diesem Jahr mit nur 27 Jahren verstorbenen Amy Winehouse, kann man eine deutliche Entwarnung geben. Hierbei handelt es sich nämlich nicht um ein lieblos zusammen geschustertes 3. Studioalbum der Retro-Soul-Diva, sondern um eine Compiltation unveröffentlichter Aufnahmen, die zwischen 2002 und 2011 entstanden, und somit ihre gesamte Karriere beleuchten. Anhand dieser würdevollen Auswahl hervorragender Songs, lässt sich die Wandlung der Amy Winehouse direkt auf der heimischen Couch nachzeichnen. Den ältesten Beitrag, das liebliche und unschuldige, mit mädchenhaftem Charme vorgetragene "The Girl From Ipanema" (♪♫♪), nahm Amy im zarten Alter von 18 Jahren auf. Der jüngste Song, die bezaubernde Jazz-Ballade "Body & Soul" (♪♫♪), die Anfang 2011 im Duett mit Tony Bennett entstand, zeigt dagegen eine scheinbar um Jahrzehnte gereifte Sängerin, die trotz aller Drogen und allem Alkohol, noch immer alle Konkurrentinnen locker in die Tasche stecken konnte. Und auch was dazwischen entstand, präsentiert das Andenken an eine große Künstlerin, die sich stets mit den ganz großen im Soul messen konnte. "Our Day Will Come" (♪♫♪), im Original von Ruby & The Romantics aus dem Jahr 1963, eröffnet das Album mit einer zeit- und schwerelosen Soul-Ode. "Tears Dry" (♪♫♪) stellt die ursprüngliche Version ihres Hits "Tears Dry On Their Own" dar, allerdings entschleunigt auf eine herzerweichende Ballade, die sogar die offizielle Version überstrahlt. "Like Smoke" (♪♫♪) verbindet großartigen Retro-Soulpop, mit gelungenen Rap-Einlagen von Nas. "Halftime" (♪♫♪) präsentiert sich als sonniger und entspannter Soul mit Tiefenwirkung. "Best Friends, Right?" kann als zeitloser und verträumt tänzelnder Klassiker prahlen. Und das Finale bestreitet ihre Version von Leon Russell's "A Song For You" (♪♫♪) - und sie machte daraus nicht weniger als eines der strahlendsten Momente dieses Albums. "And when my life is over, remember when we were together", singt sie zum Ende des Songs. Und "Lioness: Hidden Treasures" erinnert uns an diese leider viel zu kurze Zeit, die wir mit ihr hatten. Und es verdeutlicht uns zudem noch einmal mehr, dass mit ihr eine der größten Stimmen unserer Zeit von uns ging. Jetzt schon eine Legende.
Ich glaube beim Abspielen des Albums sind mir ernsthaft Tränen in die Augen geschossen. So gerührt war ich von ihrer Stimme und zu wissen, dass das ihr letztes Album sein wird, schneidet ein tiefes Loch und macht mich wieder traurig. Ich finde das Album trotz der ganzen Kritik sehr gelungen und ihr Name wird durch dieses Werk in der Musikgeschichte dieser Welt für immer verewigt werden.
AntwortenLöschen"Lioness: Hidden Treasures": Neues Winehouse-Album
Wahre Worte! Danke für dein Kommentar. :-)
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