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Sonntag, 17. August 2014

Besprochen: FKA TWIGS - "LP1"

Ist das jetzt avantgardistischer Electro-RnB, was uns die britische Musikerin FKA Twigs auf ihrem Debütalbum serviert? Oder ist es doch eher dem viel zitierten Genre PBR&B zuzuordnen? Am Ende vielleicht gar irgend etwas dazwischen? Gleichgültig: denn einer der besten musikalischen Momente des bisherigen Jahres, ist es allemal. 

Lange Zeit war der RnB für mich ziemlich tot - ein im Wachkoma dahin siechendes Genre, dass zwar immer wieder vortreffliche Dinge zu leisten im Stande war, aber selbst in seinen prominentesten und erfolgreichsten Ausprägungen eine ganze Zeit lang überwiegend...tja...stinklangweilig war. Es zwinge mich bitte niemand dazu, mir nochmal eine 00er-Platte von Usher, Ne-Yo oder Amerie anhören zu müssen. Und selbst so eine Lichtgestalt, so ein (Genre-) Superstar wie Beyoncé Knowles, war lange nicht in der Lage ein wirklich gelungenes Album vorzulegen - was sie aber bekanntlich mit ihrem aktuellen Album "Beyoncé" endlich nachholen konnte. Das passt ins Bild, erlebte der RnB in den letzten paar Jahren so etwas wie eine kreative Renaissance, wodurch das Genre heute so spannend klingt wie schon lange nicht mehr. Das ist in der Tat aber vor allem den jungen kreativen Geistern zu verdanken, die neu nachrückten - vor allem etwa Frak Ocean, The Weeknd oder Janelle Monáe, aber auch Beyoncé's kleine Schwester Solange stachen dabei besonders positiv ins Auge - bzw. ins Ohr. Dem gesellt sich nun endgültig die britische Musikerin Tahliah Barnett hinzu - besser bekannt unter ihrem Künstlernamen FKA Twigs! Und dem einen oder anderen wird sie vielleicht tatsächlich bekannt sein, machte sie doch in den letzten Jahren durch ihre 2 EP's mit den minimalistischen Titeln "EP1" und "EP2" erstmals auf sich aufmerksam. Nun endlich schickt die 26jährige ihr Debütalbum hinterher - welches den ebenso schlichten Namen "LP1" trägt. Diese Vorgehensweise hat etwas von einem subtilen Markenzeichen. Doch allzu pompöse Titel würden auch nur in die Irre führen und ablenken. Zum einen, weil es zur spartanischen Manier passt, in der Barnett ihre Klangkunst präsentiert. Und zum anderen, weil hier trotzdem so viel spannendes passiert, das es jede nur verfügbare Aufmerksamkeit wert ist. Diese Erkenntnis offenbart sich gleich von Anbeginn, wenn man im Intro-artigen "Preface" (♪♫♪) durch mythisch anmutende Gesänge, verzerrte Stimmen, asymmetrische Beats und leidenschaftliche, aus weiter Ferne herüber wehende Gitarren watet - um dann sogleich mit "Lights On" (♪♫♪) in eine atmosphärisch im Raum schwebende und von sanfter Elektronik verzierte RnB-Perle gebeamt zu werden...wenn man das denn überhaupt noch RnB nennen kann. Auch die erste und schlichtweg fantastische Single des Albums kann uns davon im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied singen: das ganz und gar zauberhafte, von einer fast magnetischen Anziehungskraft beseelte "Two Weeks" - das ich hiermit zu einem der definitiven Sogs des Jahres 2014 erkläre.

FKA TWIGS [two weeks] from nabil elderkin on Vimeo.


Sie kann aber ohne weiteres auch noch eine Spur experimenteller zu Werke gehen, wenn sie etwa in "Numbers" (♪♫♪) streckenweise ein wenig an Björk erinnert - zum einen gleich bei den ersten Klängen des Stückes, aber auch wenn der (durchaus in seinen Details sehr vielschichtig produzierte) Song immer wieder von hektisch triphopigen Beats unterwandert wird. In "Pendulum" (♪♫♪) schafft sie es mit sehr wenig Mitteln einen starken Effekt zu erzielen - lässt den Song dabei aber dennoch wachsen und sich entwickeln, bis er sich gen Ende zu voller Pracht entfaltet. "Closer" (♪♫♪) lässt eine wunderbare, elektronische und nahezu psychedelisch veranlagte Perle erkennen, "Video Girl" (♪♫♪) überzeugt als potentieller, eindringlich melodischer Hit und "Kicks" (♪♫♪) kann sich - seiner Unaufdringlichkeit zum Trotz - als ein zeitloser und sanfter Epos in den Hirnwindungen festsetzen. So wie auch das gesamte Album. 

"LP1" ist zwar sicherlich keine Platte von der Sorte, die sich bei den meisten Menschen gleich nach dem ersten Hörversuch endgültig durchsetzt. Aber eine Platte, die beständig im Ohr zu wachsen und reifen scheint, die mit jedem Mal neue Facetten und Höhepunkte offenbart und einen auf emotionaler Ebene ganz und gar aus den Socken hauen kann...wenn man sie denn nur lässt. Dazu trägt nicht nur die kreative und etwas andere Produktion bei, sondern vor allem auch FKA Twigs oft fast hypnotisch sinnlicher Umgang mit ihrer Stimme - und nicht zuletzt die sich samtig und zart in die Gehörgänge schmiegenden Melodien. "LP1" hat bei mir jetzt schon einen Platz unter den musikalischen Highlights des Jahres reserviert. Und wird mit Sicherheit auch noch weit darüber hinaus fesseln. 



     


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